1. Kairi


    Datum: 18.02.2024, Kategorien: Transen

    ... dazu durchaus verschiedene Meinungen. Die Quintessenz von ihnen schien jedoch zu sein, dass ein Mann über das Sperma die einmalige Chance hat, einer Frau etwas tief in ihren Körper zu injizieren, ohne dass sie sich dagegen wehrt. Meist wollte sie es ja sogar.
    
    Und diese besondere Gelegenheit nutzt die Natur, um über das Sperma ihre Körperchemie und ihre Psyche so zu beeinflussen, dass sich die Wahrscheinlichkeit eines gemeinsamen Kindes und damit der Erfolg der Paarung erhöht.
    
    Die Frau war gemäß dieser Theorie durch diese Substanzen nach ihrer Besamung entspannt und gelöst, kuschelte sich glücklich und vertrauensvoll an ihren Begatter und schlief vielleicht sogar ein, was den Spermien ihren Weg erleichterte. Das erhöhte nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung, sondern auch die, dass sie sich später noch einmal von ihm begatten ließ. Nicht nur, weil sie einen Orgasmus gehabt hatte, sondern weil sie sich auch danach so gut fühlte.
    
    Der Mann manipulierte die Frau also mit seinem Sperma zu seinen Gunsten, wie Männchen anderer Arten es z.B. mit Pheromonen machten. Tom fand das nicht unlogisch, denn er hatte im Bio-Unterricht gelernt, dass zum Beispiel Eber die Sauen über ihren Geruch immer in eine Bewegungsstarre versetzten, gegen die sie sich nicht wehren konnten, um sie in aller Ruhe zu besamen. Was bei denen ja eine halbe Stunde dauern konnte, in denen sie ihn widerstandslos gewähren ließen. Und dass es bei Pferden ähnlich war, nur nicht so ...
    ... lange.
    
    Warum sollte die Natur dann diese ganzen Stoffe ins männliche Sperma packen, wenn sie dort überhaupt keinen Effekt hätten? Das wäre doch Verschwendung.
    
    Kairi schien das ähnlich zu sehen, denn sie hatte in diesen Artikeln wieder viel unterstrichen. Vor allem den Wunsch nach Wiederholung des Sexes und die Stärkung der emotionalen Bindung hatte sie sogar mit jeweils zwei Ausrufezeichen versehen. Sperma als Mittel zur Beziehungspflege schien ihr also wichtig.
    
    Der Begriff „Telegonie" auf der nächsten Registerkarte sagte Tom dagegen wieder gar nichts. Bei Kairi war es wohl zunächst genauso gewesen, denn der erste Artikel dahinter beschäftigte sich vor allem mit dem Begriff selbst. Danach ist Telegonie eine Theorie, die auf Aristoteles zurückgeht und bis ins 19. Jahrhundert sehr populär war. Nach ihr beeinflussen frühe Sexpartner eines Weibchens über ihr Sperma auch den Phänotyp von Kindern, die sie später mit anderen Partnern hat.
    
    Vor allem im 19 Jahrhundert gab es viele Versuche, mit denen diese Theorie bewiesen werden sollte. Zum Beispiel eine Fuchsstute, die zuerst von einem Zebra gedeckt worden war und danach auch mit normalen Deckhengsten nur noch gestreifte Fohlen warf. Oder Sauen, die mit Wildebern gepaart wurden und deren Ferkel danach auch nach Wildebern aussahen, wenn ihr Vater ein Hausschwein war. Sogar Charles Darwin hatte in seinen berühmten Büchern über diese Fälle geschrieben.
    
    Die Theorie verschwand dann allerdings mit dem Aufkommen der mendelschen ...
«12...909192...114»