1. Kairi


    Datum: 18.02.2024, Kategorien: Transen

    ... Vererbungslehre so ziemlich in der Schublade. Trotzdem lassen wohl noch heute manche Tierzüchter ihre reinrassigen Weibchen nur von reinrassigen Männchen decken, nicht von Mischlingen.
    
    Aber warum hatte Kairi dann extra eine Registerkarte dafür gemacht, in der sogar ziemlich viele Artikel waren?
    
    Tom schaute sich den nächsten Artikel an, der sie, nach den vielen Markierungen, Ausrufezeichen, Kommentaren und Unterstreichungen zu urteilen, eindeutig besonders beschäftigt hatte.
    
    Er war von Forschern der australischen University auf New South Wales und hieß „Revisiting telegony: offspring inherit an acquired characteristic of their mother´s previous mate." Offenbar hatten die Forscher also doch Belege für Telegonie gefunden. Das klang interessant und Tom begann zu lesen.
    
    Nach dem was da stand, hatten sie in einer umfangreichen Studie noch nicht geschlechtsreife Fliegenweibchen zunächst gezielt mit großen oder kleinen Männchen gepaart, was natürlich zu keinem Nachwuchs führte.
    
    Sobald die Weibchen geschlechtsreif wurden, paarten sie sie dann wieder gezielt mit großen oder kleinen Männchen, wobei die Weibchen stets Nachwuchs bekamen, der groß oder klein wie ihr Erstbesamer war, nicht wie der spätere leibliche Vater. Egal wie die Forscher es kombinierten.
    
    Hatte ein kleines Weibchen ihren ersten kinderlosen Sex mit einem großen Männchen, waren auch ihre späteren Nachkommen mittelgroß bis groß, selbst wenn der leibliche Vater klein war. Und umgekehrt. Das klappte ...
    ... aber nur, wenn die nicht geschlechtsreifen Weibchen beim ersten Mal auch tatsächlich besamt worden waren, nicht wenn sie nur so mit den Männchen zusammen waren. Andere Ursachen als das Sperma schlossen die Forscher daher aus.
    
    Sie vermuteten deshalb, dass diese Erstbesamer den noch jungfräulichen Körper der Weibchen über ihr Sperma irgendwie genetisch „umbauten", so dass die ihre Eigenschaften auch später noch an Kinder von anderen Männchen weitergeben konnten. Sie „prägten" sie mit ihrem Samen sozusagen für die Zukunft. Als Grund für dieses Phänomen vermuteten die Forscher eine von der Natur gewollte Anpassung des Nachwuchses an Umweltbedingungen. So waren zum Beispiel Kinder im Vorteil, die groß wurden wie der wohlgenährte, große Erstbesamer ihrer Mutter, wenn genug Nahrung vorhanden war. Auch wenn sie nur einen kleinen Vater hatten.
    
    In dem Artikel hatte Kairi sogar einen Satz mit ganz vielen Ausrufezeichen versehen: „a male can leave a mark on his mate´s body, causing the female´s subsequent offspring to resemble their first mate, despite being sired by another male." Die Worte "first mate" und "mark" hatte sie sogar unterstrichen. Falls die Theorie stimmte, war es also entscheidend, der Erste zu sein, wenn man das Weibchen prägen wollte.
    
    Direkt hinter diesem Artikel war auch einer vom SPIEGEL, in dem die australischen Forscher zu ihren Ergebnissen befragt wurden. In dem hatte Kairi zwei Stellen unterstrichen und mit einem Ausrufezeichen versehen. Die eine war: ...
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