TABU (Überarbeitete Version)
Datum: 18.03.2024,
Kategorien:
Erstes Mal
... weil ich lieber mit älteren und reiferen Schülern arbeiten wollte, die neben der Schule auch noch etwas mit ihren Händen anzufangen wussten. Schwätzer, Möchtegerns, verwöhnte Einzelkinder von Helikoptereltern und Egomanen hatte ich bereits auf dem Gymnasium zur Genüge kennenlernen dürfen, so dass ich mich mit dieser Spezies nicht auch noch beruflich herumschlagen wollte.
Offensichtlich verschaffte mir mein Prädikatsexamen eine Menge Vorschusslorbeeren, denn gleich mit meinem ersten Tag sollte ich bereits eine Klasse als Klassenlehrerin übernehmen, die ich nicht nur in Mathematik, sondern auch in Buchführung, meinem zweiten Fach, unterrichten sollte. Ich war gespannt, was mich erwarten würde, denn während meines Referendariats an dieser Schule fiel mir auf, dass ich offensichtlich gute Antennen für meine Schüler hatte. Von den meisten von ihnen wurde ich - trotz des nicht allzu großen Altersunterschiedes - nicht nur akzeptiert, sondern auch respektiert. Bei einigen Schülern habe ich mich allerdings schon manchmal gefragt, ob ich mich wirklich für den richtigen Beruf entschieden habe. Kaum, dass diese mehr als zwanzig Follower bei youtube hatten, träumten sie schon von einer Karriere als Influencer und meinten, die Schule deswegen völlig vernachlässigen zu können, zumal der Rest des Lebens ohnehin nur noch aus Party und Geldausgeben bestehen würde. Die spätere Karriere als Hartz IV-Empfänger ist dann meist vorprogrammiert, denn für Defizite in der Hirnleistung gibt es ...
... leider noch keinen Download!
Vielleicht tat ich den Heranwachsenden auch Unrecht. Immerhin hatte ich als Referendarin kaum die Möglichkeit, eine engere Beziehung zu ihnen aufzubauen, um sie näher kennen zu lernen. Mit meinem Start ins Berufsleben sollte sich dies jedoch alles ändern und ich hatte sogar bereits einen Plan geschmiedet, wie ich dies anstellen würde.
Als Lehrerin für Mathematik steht man bei vielen Schülern bekanntermaßen auf der Abschussliste, denn die Kids reden sich ihre fehlende Begabung für dieses Fach gern schön, indem sie ihrem Lehrer oder - wie in meinem Fall - ihrer Lehrerin unterstellten, dass sie sie nicht mochten und ihnen deswegen schlechte Noten gaben. Stand man erst einmal auf dieser Abschussliste, ging man als Lehrer nicht selten durch die Hölle. Dieses Schicksal wollte ich mir auf jeden Fall ersparen, wobei mir mein gesundes Selbstbewusstsein sicher eine große Hilfe war. Schüler erkennen bei ihren Lehrern die kleinste Schwäche sofort und eine solche wollte ich mir daher unter keinen Umständen erlauben.
Ehe das neue Schuljahr begann, verbrachte ich den letzten Sonntag der Sommerferien bei meinen Eltern. Ihr Garten bot mir die beste Gelegenheit, den Plan umzusetzen, den ich mir für meinen ersten Tag im Schuldienst zurechtgelegt hatte. Meine Vorbereitung bestand darin, dass ich den halben Tag in der Wiese saß und etwas tat, was ich schon als Kind geliebt hatte: Ich suchte vierblättrige Kleeblätter! Irgendwie hatte ich ein besonderes Talent ...