1. Bewährung


    Datum: 13.04.2024, Kategorien: Romantisch

    ... wechselt ständig. Weil ich bei Freunden auf dem Sofa schlafe und so. Wenn ich einen Schlafplatz finde."
    
    "Oje, das klingt nicht gut. Ich kann Ihnen ein paar Telefonnummern geben. Sie kriegen doch ALG 2? Ihr Sachbearbeiter dort kann Sie ebenfalls unterstützen. Manchmal... ich will Ihnen da jetzt keine unbegründeten Hoffnungen machen, aber ich habe in meinem Bekanntenkreis ganz gute private Verbindungen. Wenn ich dran denke, frage ich bei Gelegenheit nach. Die Handynummer hier mit der 625 am Ende, ist die aktuell?"
    
    "Ja, hat sich nicht geändert. Das wäre toll, wenn Sie das machen könnten. Danke."
    
    "Das macht die Job-Suche auch nicht einfacher."
    
    "Genau. Ich habe keine abgeschlossene Ausbildung. Irgendwo an der Kasse geht nicht mehr, wegen meinen Verurteilungen, das habe ich vorher eine ganze Zeit gemacht. Ich hatte eine Putz-Stelle, aber die Frau mochte mich nicht. Sie dachte wohl, ich hätte was mit ihrem Mann. Aber das stimmte gar nicht."
    
    Eigenartig. Normalerweise beeindruckte mich das nicht, wenn Leute ehrlich klangen. Dazu hatte ich schon zu viele hervorragende Lügner erlebt. Ihr glaubte ich jedes Wort.
    
    "Gut, bemühen Sie sich bitte weiter", erklärte ich und reichte ihr die Karte mit drei Kontakt-Telefonnummern für ihre Wohnungssuche. "Gibt es noch etwas anderes, was sie gerne besprechen möchten, oder womit ich Ihnen helfen kann?"
    
    "Sie sind Harald, nicht wahr?"
    
    "Ehm... ja, das ist mein Vorname. Warum?"
    
    "Jochen hat oft von dir gesprochen. Er mochte dich ...
    ... von allen Kollegen am meisten."
    
    Das verwirrte und machte mich für einen Moment total betroffen. Es stimmte, wir hatten uns hervorragend verstanden. Aber, dass er so ohne Weiteres mit einer Probandin über mich sprach...
    
    "In welchem Zusammenhang? Ich meine, was hat er denn erzählt?"
    
    "Wir haben über vieles gesprochen. Jochen hatte mich gern. Und ich ihn. Ich hab ihm Dinge von mir erzählt und er von sich, den Dingen, die ihn beschäftigten. Er wusste schon länger, dass er wahrscheinlich Krebs hat. Hat sich nur nicht zum Arzt getraut."
    
    "Das hat er dir erzählt?", fragte ich sie leicht geschockt.
    
    Erst dann fiel mir auf, dass wir beide auf das vertraute Du verfallen waren.
    
    "Er hat mir viel erzählt, ja. Ich höre Leuten zu."
    
    "Nun... er ist ein umgänglicher und großartiger Mensch. Seine Erkrankung geht uns allen nahe."
    
    "Ist er schon im Krankenhaus?"
    
    "Ja, in der Uniklinik. Wenn ihr... euch so nahe wart, freut er sich bestimmt, wenn du ihn mal besuchst."
    
    "Warst du schon?"
    
    "Ich wollte am Samstag hin, in der Woche ist es kaum zu schaffen."
    
    "Wollen wir zusammen hin?"
    
    "Ja, warum nicht. So um drei? Dann treffen wir uns vor dem Haupteingang, dann brauche ich dir jetzt nicht die Station und Zimmernummer rauszusuchen. Okay?"
    
    "Danke, dann fühl ich mich wohler. Ich gehe nicht gern allein in Krankenhäuser."
    
    "Verstehe ich nur zu gut. Übrigens: das ist jetzt einfach so passiert, aber meinetwegen können wir beim Du bleiben, nur, wenn andere in der Nähe sind, ...
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