Bewährung
Datum: 13.04.2024,
Kategorien:
Romantisch
... zu seinem Spitznamen gekommen. Den hatte er seit unserer Schulzeit weg. Wenn ich mich recht entsann, ging es da schon langsam mit dem Bierbauch los. Ein irrer Vogel, damals wie heute. Aber er hatte ein gutes Herz. Es war nicht das erste Mal, dass er mir auf diese Weise aushalf.
Großartig zum Fahren kam ich an diesem Abend nicht mehr. Obwohl es kein offizielles Treffen war, waren am Ende fast alle Mitglieder anwesend, was wir nutzten, um uns Gedanken über eine Wochenendfahrt zu machen. Es wurde ein lustiger Abend.
Das Nachhausekommen dann eher weniger. Anettes Laune hatte sich nicht gebessert, sie war tatsächlich schon im Bett, als ich kam, schlief aber noch nicht. Den Gesichtsausdruck kannte ich zur Genüge. Ihre schlechte Laune wehte förmlich zu mir rüber. Früher hätte ich mich bemüht, das zu ändern.
Auch in diesem Moment war das mein Impuls. Ich streichelte leicht ihren nackten Arm, da sie ein Buch las. Die Art, wie sie das Gesicht verzog, zeigte mir jedoch deutlich, dass ich keine Chance haben würde, sie irgendwie milder zu stimmen. Seufzend drehte ich mich auf die Seite. So war es oft. Viel zu oft.
Liebte ich sie wirklich noch? Eigentlich fühlte ich das mehr oder minder nur deutlich, wenn etwas geschah, und ich sie unterstützen wollte oder musste. Wie vor drei Monaten, als ihr Vater verstarb. Was sie furchtbar mitgenommen hatte. Also fühlte ich mich nicht nur gefordert, sondern auch emotional beteiligt. Im Alltag aber...
"Kann sein, dass ich morgen wieder ...
... später komme. Es ist so viel Arbeit gerade, durch die neuen Probanden, die vorher bei Jochen waren."
Sie grummelte irgendetwas leiser, meinte dann aber laut: "Ich halte dir das Essen nicht warm. Musst du dann selbst in die Mikrowelle schmeißen."
"Kein Thema. Gute Nacht."
Ich bekam nur ein Seufzen zur Antwort.
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Freitag. Eigentlich hatten sich viele von uns die Stunden so gelegt, dass wir bereits früher am Nachmittag Feierabend hatten und ins Wochenende konnten. Die angespannte Lage sorgte jedoch dafür, dass auch weitere Kollegen wie ich über die normale Zeit hinaus arbeiteten. Um kurz nach fünf verabschiedete sich allerdings Bernd als letzter der Kollegen.
Dachte ich. Bis ich mir in der Küche noch einen Kaffee machen wollte, um die geplanten letzten zwei Stunden zu überstehen. Dort stand Anna-Katrin und schüttete gerade Wasser in die Maschine. Sie wandte mir den Rücken zu. Eigentlich hätte ich lautlos verschwinden können.
Eigentlich gab es überhaupt keinen Grund auf sie zuzugehen. Mich hinter ihr zu postieren. Sie hatte mich entweder gehört, oder spürte meine Gegenwart. Drehte sich nicht um.
"Sind wir allein?", fragte sie nur leise.
"Ja. Bernd ist gerade los", gab ich mit heiserer Stimmte zurück.
"Ich mache Kaffee", bemerkte sie mit einiger Unruhe, weil ich bereits so dicht hinter ihr stand, dass sich unsere Körper fast schon berührten. "Du trinkst doch sicher einen mit?"
"Ja. Ich wollte das auch."
"Ach. Du willst es auch?", kam ihr Locken, ...