1. Männergespräch


    Datum: 21.07.2024, Kategorien: Hausfrauen

    ... lapidar, sie solle aus einer Mücke keinen Elefanten machen. Er hätte nur sehr viel zu tun und wäre deshalb abgespannt und müde. Das würde sich aber im Laufe des Schuljahres wieder ändern. Damit war das Thema für ihn erledigt.
    
    Sabine hatte Angst, in eine Endlosspirale von Vorhalten und Ausflüchten hineingezogen zu werden und letztlich ihren Mann und ihre Ehe zu verlieren. Als letzten Versuch schlug sie ihm ein paar Tage später vor, zusammen einen Psychotherapeuten aufzusuchen, da sie wusste, dass Wolfgang -- als rational denkender Mann -- die fundierte Meinung eines Fachmanns bislang immer geschätzt hatte. Sabine war allerdings nicht besonders über seine vehemente Ablehnung überrascht.
    
    Sie benötigte Hilfe, sie brauchte Ratschläge, wie sie ihrem Mann helfen konnte. In ihrer Not erinnerte sie sich an ihren Ex-Verlobten Markus. Er hatte einen Master in Psychologie und arbeitete als Paar- und Psychotherapeut, allerdings in den USA. Er hatte ihr, einige Monate nachdem er seine „Zelte in Deutschland abgebrochen hatte", und in die USA ausgewandert war, eine Mail mit seinen Kontaktdaten geschrieben. Daraus hatte sich kein E-Mail-Verkehr entwickelt, sodass sie nur hofften konnte, dass diese E-Mail-Adresse immer noch aktiv war. Sie schrieb ihm einen langen Brief, in dem sie ihm ihre Probleme mit ihrem Mann schilderte und ihn bat, sie zu coachen.
    
    Markus antwortete sofort. Er gab ihr ein paar ad-hoc Handlungsalternativen an die Hand, wie sie auf ihren Mann einwirken konnte. Und ...
    ... sie funktionierten. Natürlich nicht unmittelbar, sondern über einen Zeitraum von einigen Wochen. Aber dann war Wolfgang endlich einsichtig, sich seiner Krankheit zu stellen und sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Natürlich ließ sich Markus auch über die Behandlungsmethoden unterrichten und er kommentierte diese. So konnte Sabine ihren Mann auch während des Behandlungszeitraumes fundiert unterstützen. Zumindest wusste sie, was vor sich ging, da Markus ihr dies genau erklärte.
    
    Markus und Sabine erneuerten in diesen Wochen ihre Freundschaft. Waren die Mails bis zum Beginn von Wolfgangs Behandlungen fast ausschließlich den Themen „Burn-out" und „wie-kann-ich-dir-helfen" gewidmet, streute Markus nach Beginn der Therapie immer öfter Fragen über Wolfgang, über Sabine und ihre Ehe in die Konversation ein. Es ging dabei um nichts Aufregendes. Eigentlich waren es Belanglosigkeiten, die er anfänglich wissen wollte. Im Laufe der Wochen, Monate und Jahre wurden seine Fragen aber immer persönlicher, immer intimer. Sabine ihrerseits befriedigte stets wahrheitsgemäß seinen Wissensdurst.
    
    Hatten sie in den Monaten nach ihrer ersten Kontaktaufnahme nur ein- bis zweimal pro Woche gechattet oder telefoniert, sprachen sie bald vier-, fünfmal die Woche -- wie frisch Verliebte.
    
    Nach einigen Monaten fing Sabine an, nur noch seinen Rat einzuholen und ihren Mann -- im Vorfeld ihrer Beschlüsse -- nicht mehr einzubeziehen. Markus wurde anstelle von Wolfgang immer mehr ihr Vertrauter. Sie ...
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