1. Fasching Teil 5 von 8


    Datum: 27.07.2024, Kategorien: Erstes Mal

    ... Kaffee.
    
    „Mal ehrlich, Kai. Ich weiß nicht, ob sie sich so eine Chance wirklich verdient hat. Aber ich denke, dass Melissa -- auch wenn sie ihre Mutter jetzt hasst -- sich irgendwann später einmal besser fühlen wird, wenn das zumindest versucht worden ist. Wer weiß, vielleicht kriegt sie ja noch die Kurve und versteht in ein paar Jahren, was sie sich und dem Mädel angetan hat."
    
    „Ich würde es gern glauben. Als Arzt bin ich da aber pessimistischer. Solche Menschen suchen immer nur die Schuld für alles Böse in der Welt bei den anderen, nie bei sich selbst. Und wenn sie wieder in eine Problem- oder Konfliktsituation kommen, folgt nur allzu oft der erneute Absturz."
    
    „Wird wahrscheinlich auch so kommen. Aber du kannst zumindest sagen, dass es versucht worden ist. Melissa wird sich in zwanzig Jahren nichts vorwerfen müssen. Es ist wichtig, dass sie irgendwann wieder in den Spiegel sehen kann."
    
    „Sie kann am allerwenigsten dafür."
    
    „Da hast du Recht, Kai! Aber als Arzt weißt du auch, dass das eine rationale Denkweise ist! Menschen mit einem Schicksal wie Melissa denken oft irrational und machen sich selbst im Nachgang für Dinge verantwortlich, für die sie am allerwenigsten können... Und manchmal zerbrechen sie daran."
    
    „Gut, wenn du das organisieren könntest?"
    
    „Wird gemacht! In zwei, drei Tagen verschwindet Melissas Mutter erst mal für rund drei Monate von der Bildfläche. So lange dauern der Entzug und das „Cleaning Of System". Während dieser Zeit -- keine Kontakte. ...
    ... Aber ich denke, Melissa will jetzt eh erst mal nichts von ihrer Mutter wissen."
    
    „Glaube ich auch, Marius."
    
    „Sandras Eltern kommen bald aus Hamburg zurück. Das Leben geht weiter.
    
    Und ich hoffe, Elkes Eltern sind passend versichert."
    
    „Die haben Geld. Und Elke wird sich freuen, die Wohnung neu einrichten zu können."
    
    „Aber wird sie sich dort wieder wohlfühlen? Ich kenne Menschen, bei denen eingebrochen worden ist, die haben echt Probleme damit, wieder in ihrer Wohnung zu leben -- vor allem alleine."
    
    Ich sah Marius beinahe schon bewundernd an.
    
    „Marius, für so einen harten Hund, hast du verdammt viel Einfühlungsvermögen."
    
    „Du meinst, weil ich mein Geld im Rotlichtmilieu und mit eben solchen Dingen verdiene? Ich habe das alles auch schon selbst mal gemacht und kenne auch die andere Seite -- die des Opfers. Ich bin wirklich kein Engel und darf das in meiner Position auch nicht sein. Aber ich versuche authentisch zu bleiben und bei all dem Scheiß, der uns umgibt und für den ich eindeutig auch mitverantwortlich bin, auch ein wenig menschlich.
    
    Man kann auch mit Menschlichkeit und etwas Menschenfreundlichkeit in meinem Business erfolgreich sein. Die Mischung ist das Geheimnis."
    
    Er nahm einen letzten Schluck.
    
    „Jetzt aber genug. Ich rede mich hier sonst um Kopf und Kragen. Keine Schwäche zeigen..."
    
    Er lachte.
    
    „Ich fahre dann mal wieder. Kai, wir bleiben in Kontakt."
    
    Marius stand auf. Wir drückten uns freundschaftlich die Hand und ich begleitete ihn ...
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