1. Mein neues Leben (4)


    Datum: 04.05.2019, Kategorien: Medien,

    In dieser Nacht jagte ein Albtraum den anderen. Immer wieder wurde ich wach. Mein ganzer Körper tat weh, und bei dem Gedanken daran, dass ein Nachbar mich in dieser peinlichen Situation hätte sehen können, wurde mir schlecht und eiskalte Schauer jagten durch meinen Körper. Morgens konnte ich mich kaum noch bewegen, mein Kopf schmerzte und meine Nase lief ununterbrochen. Ich fasste den Entschluss, mich krankschreiben zu lassen. Das Training konnte ich mir sowieso kneifen.
    
    Mein Hausarzt horchte mich kurz ab, kontrollierte meine Temperatur und meinte kopfschüttelnd:
    
    „Na, du hast dir ja eine ganz ordentliche Erkältung geholt. Wie hast du denn das hinbekommen?“ „Ach, eigentlich nichts weiter. Vielleicht liegt es daran, dass ich nach dem Training und dem Duschen nicht warm genug angezogen war.“ Die Wahrheit konnte ich ihm ja nun schlecht erzählen, also musste eine einigermaßen glaubhafte Ausrede herhalten. „Ja, ja, ihr jungen Leute seid viel zu leichtsinnig, was eure Gesundheit angeht. Ich schreibe dich jetzt bis Mittwoch krank. Leg dich ins Bett, ruhe dich aus und nimm die Medikamente regelmäßig. Wenn es dann noch nicht besser ist, kommst du wieder her.“
    
    Er drückte mir ein Rezept in die Hand und ich wankte hustend und schniefend aus der Praxis. Natürlich war ich einerseits froh, dass ich mich zu Hause flachlegen und ausruhen konnte. Andererseits wäre ich jedoch auch lieber zur Arbeit gegangen, wo ich mehr Abwechslung gehabt hätte und von meinen aufgewühlten Gedanken ...
    ... abgelenkt worden wäre. So hatte ich also den ganzen Tag Zeit, um über mich und das gestern Geschehene nachzudenken. Irgendwie kam mir das alles doch sehr unwirklich vor. Wie konnte es sein, dass ich, die immer die große Klappe hatte und sich nie so einfach etwas gefallen ließ, unterwürfig wie eine Hündin auf allen Vieren und splitternackt vor diesem fremden Mann auf dem Boden kroch und ihm auch noch die Füße küsste?! Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Und doch hatte ich es getan und – würde es wohl auch wieder tun, wenn er es verlangte. Tat ich das wirklich alles nur wegen dem Geld? Oder steckte in mir doch eine bisher unentdeckte Ader, die mich derart demütigende, beinahe schon masochistische Erlebnisse erdulden, ja vielleicht sogar genießen ließ? Wenn das tatsächlich so war, was konnte dann wohl noch alles auf mich zukommen? Bei diesen Gedanken bekam ich eine Gänsehaut und mein Körper begann zu zittern wie bei einem Schüttelfrost. Irgendwann gegen Mittag wirkten wohl die Medikament und ich schlief dann doch endlich ein.
    
    Abends nach dem Training besuchten mich zwei meiner Freundinnen und lenkten mich zum Glück erst einmal von meinen trübsinnigen, erschreckenden Gedanken ab. Sie erzählten, dass die Mannschaft beschlossen hätte, im Herbst vier Tage nach Malle zu fliegen und dort mal so richtig die Sau rauszulassen. Natürlich wollten sie wissen, ob ich denn mitkommen würde. Schließlich wussten sie sehr gut, dass ich aufgrund meiner permanenten finanziellen Notlage bei ...
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