RPE (1) Die Weihnachtsfeier
Datum: 19.08.2024,
Kategorien:
Reif
Vorbemerkung:
Die Entfernung der Prostata ist ein schwerer Eingriff ins Innerste jeden Mannes. Dennoch führt kein Weg daran vorbei, wenn man vom Krebs befallen ist. Dass dies aber nicht das Ende für alle erotischen Freuden bedeuten muss, obwohl die sexuellen Fähigkeiten danach teilweise einschränkt sind, möge(n) diese Geschichte(n) zeigen, auch deshalb, um Hoffnung auf eine weiterhin sexuell erfüllte Zukunft zu geben. Großer Dank an meinen Chirurgen, der mit dem Da Vinci Roboter meine verkrebste Prostata nervenschonend entfernt hat!
RPE (1) Die Weihnachtsfeier
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich wie immer zur Weihnachtsfeier in einem edlen Lokal eingefunden. Für mich ist diesmal aber trotzdem alles anders. Ich habe keine Prostata mehr und fühle mich im Unterbewusstsein seither nur noch als "halber" Mann. Ja, es war medizinisch notwendig! Jeder Versuch, die Erkrankung auszusitzen oder mit alternativen Methoden zu heilen, hätte über kurz oder lang ins Desaster geführt. Ich habe einige Bekannte und Freunde buchstäblich "verrecken" gesehen, als sich der Tumor in den Knochen festgesetzt hat, und dieser den Körper von innen heraus zerstört hat. Gut, der Chirurg hat an mir hervorragend gearbeitet. Ich bin seit der OP zumindest nicht inkontinent. Hinsichtlich Animo gibt es interessanterweise keine großen Einschränkungen zu früher, als noch alles "drinnen" war. Jedoch: die Erektion ist nicht mehr so leicht herstellbar, daher auch meine empfundene Einschränkung ...
... auf "halber" Mann.
Aber, lassen wir die dunklen Gedanken im Hinterkopf, ich bin ja auf einer fröhlichen Weihnachtsfeier! Wie immer gibt es bereits zum Empfang hervorragende Erfrischungen die die Sinne beschwingt machen und die Stimmung lösen. Für viele meiner Kollegen ist meine OP und vor allem deren Folgen ein Thema, das mehr oder weniger direkt angesprochen wird. Alle interessiert natürlich gleich nach der Frage »wie geht's dir?«, die eigentlich Frage: »wie geht's?«. Natürlich wird höflichkeitshalber und der Form wegen das gesundheitliche Empfinden als erstes gefragt und erst dann von wenigen in Folge das eigentliche brennend interessante Thema: »und wie geht's?« nur verschämt und verklausuliert angesprochen.
Wie zufällig beim small talk erkundigt sich auch eine Kollegin in meiner Altersklasse, nennen wir sie Grete, nach meinem Zustand. Ja, mir geht's eh super, danke! Aber irgendwie will sie mehr wissen und zieht mich aus dem lautem Gewusel in eine ruhigere, vom direkten Geschehen abgeschiedene Seite des Lokals. Endlich wird nach der obligatorischen und leider immer viel zu langen Ansprache das Büfett eröffnet und jeder sucht sich einen fürs's Büffet strategisch günstigen Platz. Grete und ich verbleiben an der ruhigen, etwas separierten Seite und nehmen nebeneinander Platz.
Nochmals kommt die zuvor offenbar für sie ungenügend beantwortete Frage: »und wie geht's wirklich?«, doch diesmal mit einem tiefen Blick und zu leise, um von zufälligen Zuhörern mitgehört zu ...