Lulu
Datum: 22.08.2024,
Kategorien:
Schamsituation
... vielleicht in diesem Falle ‚intim‘ in einem anderen Sinn…
Kathleen Morgeneyer:
(
lachend
) Ja in gewisser Weise schon. Also geprobt wird auf der Bühne oder in einem Probenraum, währenddessen wird aber in einem großen Theater normal gearbeitet: Verwaltung, Bühnenbauer, Ausstatter, Requisiteure, Handwerker, andere Theatergruppen und so weiter, kurz und gut, ich konnte gut Proben, wie es ist als einzige nackt unter vielen anderen zu sein. Mir ist das sehr schwer gefallen. Obwohl das Theater mein Leben ist, ist mir das körperliche Element meines Berufes erst jetzt richtig klar geworden. Im Unterschied zum Film wird bei den Proben sehr viel häufiger unterbrochen und diskutiert, ja und dabei war ich halt die ganze Zeit nackt – um mich herum meistens alle komplett angezogen. Ich war vor der ersten Probe dermaßen aufgeregt, dass ich erstmal krank geworden bin. Als ich dann das erste Mal mein Top und dann den Slip abstreifte und nackt vor meinen Kollegen stand, habe ich die erste halbe Stunde keinen Ton herausgebracht. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Wenn die Klamotten fallen, spürt man erst einen Luftzug an den Brustwarzen, die sich sogleich aufrichten, und zwischen den Beinen. Und dann glaubte ich die Blicke der anderen zu spüren. Ich hatte das Gefühl alle starren mich an.
DER SchamSPIEGEL:
Haben Sie sich auch vor Ihren Schauspielerkollegen geschämt? Oder ist das eine vertraute professionelle Gemeinschaft, wo ‚Scham‘ nicht vorkommt?
Kathleen ...
... Morgeneyer:
Ich habe mich sehr geschämt. Obwohl ich meine Kindheit noch in der DDR verbracht habe, habe ich nie FKK gemacht und in die Sauna gehe ich auch nicht.
DER SchamSPIEGEL:
Aber Sie haben es doch wirklich nicht nötig Ihren schönen Körper zu verstecken!
Kathleen Morgeneyer:
Vielen Dank (
lacht
). Leider war ich als ich nackt vor den anderen stand nicht so selbstsicher. Plötzlich dachte ich, meine Brüste sind zu klein, ich bin zu dünn, meine Haut ist zu blass und ich habe zu viele Leberflecke am Körper.
DER SchamSPIEGEL:
Haben Sie sich inzwischen an die Nacktheit gewöhnt. Fällt es Ihnen jetzt leichter sich vor anderen auszuziehen? Sie haben jetzt die Proben und bereits 3 Vorstellungen hinter sich.
Kathleen Morgeneyer:
Es fällt mir immer noch sehr schwer die Hüllen fallen zu lassen. Es steht eben der ganze Körper auf der Bühne. Ich muss mich nicht mehr nur um mein Gesicht kümmern. Jeder Pickel am Po ist peinlich, der Faden vom Tampon ist zu sehen und meine Intimbehaarung wird zum Gesprächsthema. Es ist schon komisch, wenn 5 Männer um dich herum über deine Schamhaare diskutieren, während du nackt in der Mitte stehst.
DER SchamSPIEGEL:
Worum ging es denn bei dieser Diskussion?
Kathleen Morgeneyer:
Ganz einfach: Schamhaare ‚dran‘ oder ‚ab‘. Da ‚Lulu‘ zu Beginn des Stückes erst 17 Jahre alt ist, war der Regisseur zunächst der Meinung ich sollte mir die Schamhaare rasieren, das würde jünger aussehen. Ich habe blondes Schamhaar…
DER ...