1. Das erste Mal


    Datum: 27.08.2024, Kategorien: Erstes Mal

    ... gleich.“
    
    Wir setzten uns in eine Ecke auf Hocker an einen Stehtisch.
    
    Der Kaffee schmeckte bitter, aber auch irgendwie erfrischend. Er schlug mir ein wenig auf den Magen, weckte mich aber auch vollends auf.
    
    Leider hatten wir uns getäuscht, als wir glaubten, dass wir unsere Ruhe hätten. Ständig kamen Männer und bestellten Brötchen und Kaffee, die sie auf die Arbeit mitnahmen.
    
    Ich kannte die Leute alle. Hier kannte jeder jeden. Aber im Moment störte es mich nicht. Ich würde sie lange nicht mehr sehen. Und die meisten waren in Ordnung.
    
    Draußen hielt ein weißer Van und Willie stand auf und verabschiedete sich mit einer lässigen Handbewegung.
    
    Ich sah auf die Uhr.
    
    „Ich muss mich langsam auf den Weg machen.“
    
    Es war noch genug Zeit, aber ich wollte jetzt endlich, dass es weiterging.
    
    Wir zahlten, ich verabschiedete mich von Rita.
    
    Draußen ging die Sonne langsam auf.
    
    Der Himmel wurde blauer, heller und heller, am Horizont zeigte sich auch schon ein wenig gelb.
    
    Wir holten meine Koffer aus dem Gebüsch und setzten uns an den Bahnsteig.
    
    „Du brauchst nicht zu bleiben. Ich komme schon allein zurecht.“
    
    „Kein Problem.“
    
    „Du musst bestimmt müde sein.“
    
    „So schlimm ist es nicht.“
    
    Ich wollte keine Szene, keinen großen Abschied. Sowas konnte ich nicht haben, aber ich konnte ...
    ... verstehen, dass David blieb. Hätte ich auch getan.
    
    Schweigend sahen wir zu, wie die Sonne langsam aufging und den Himmel langsam erhellte. Er nahm meine Hand, und ich ließ es zu.
    
    Schließlich kamen ein paar Leute auf den Bahnsteig. Eine Handvoll. Sie starrten auf ihre Handys oder vor sich.
    
    Als der Zug schließlich einfuhr, standen wir auf. Ich umarmte David einmal, gab ihm einen schnellen Kuss, weil ich die Verabschiedung möglichst knapphalten wollte.
    
    Dann stieg ich ein, er wuchtete die Koffer in den Zug und fragte mich, ob ich zurechtkommen würde.
    
    „Klar.“
    
    Ich war kurz angebunden. Müde, meine Augen brannten.
    
    Wir sahen uns für einen Augenblick an, und dann stieg ich noch einmal aus, um ihn richtig zu umarmen. Nicht sexuell, sondern wie einen Freund.
    
    Der Schaffner rief: „Bitte einsteigen!“ und pfiff.
    
    Wir küssten uns noch einmal. Ich beeilte mich, einzusteigen, winkte noch einmal, bis die Türen sich schlossen.
    
    Als der Zug losfuhr, wuchtete ich meine Koffer ins Abteil.
    
    Ich sah nicht zu, wie David auf dem sich entfernenden Bahnsteig immer kleiner wurde.
    
    Als ich saß, fuhr der Zug am Sc***d mit dem Namen meines Kaffs vorbei.
    
    Der Zug rumpelte über die Eisenbahnbrücke, unter der wir als Kinder gespielt hatten.
    
    Ich atmete tief aus,
    
    Eine Träne rollte meine Wange hinunter.
    
    ENDE 
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