1. Das erste Mal


    Datum: 27.08.2024, Kategorien: Erstes Mal

    Von Naschmi
    
    Dezember 2018
    
    Zum letzten Mal. Heute war der Tag, an dem vieles zum letzten Mal passieren würde. Zum Beispiel zum letzten Mal Pommes mit Mayo bei Erna’s Imbiss.
    
    Ich hatte eigentlich keinen Hunger. Aber man hatte mir geraten, vorher was zu essen.
    
    Es war so scheiß heiß. Seit Wochen. Klimawandel. Der Mais vertrocknete auf den Feldern. Schon morgens war es unerträglich, nachts kühlte es nicht ab. Ich konnte verdammt noch mal nicht schlafen. Jetzt zur Mittagszeit war es nicht auszuhalten.
    
    Ich hatte das kürzeste Kleid in meinem Schrank angezogen. Hauchdünn. Traute ich mich normalerweise nicht. Die kleinste Briese könnte es hochwehen. Aber es ging nicht das geringste Lüftchen. Dünne Träger. Rücken richtig tief ausgeschnitten. Vorne ging es. Den BH hatte ich mir gespart. Kleid und Höschen. Mehr Stoff konnte ich nicht ertragen. Der gute schwarze Slip. Ohne Firlefanz. Aber schön knapp geschnitten. Man konnte ihn definitiv unter dem Kleid sehen, wenn man genau hinsah. Er betonte meinen Hintern. Sollte er auch. An scharfen Teilen hatte ich nur das. Und heute musste es scharf sein, denn:
    
    Das erste Mal stand an.
    
    Unter anderem.
    
    Trotzdem lief der Schweiß mir den Rücken hinunter. Meine Haut schien zu glänzen. Als ich zu Ernas ging, sah ich mich mein Spiegelbild in der Scheibe. Ich sah verdammt scharf aus. Wie ich mich normalerweise nicht traute. Aber morgen wäre ich aus dem Dreckskaff verschwunden, und ich würde nur noch zu Besuch wiederkommen. Was ...
    ... kümmerte es mich da, was die Leute über mich dachten?
    
    Fuck die Leute!
    
    Natürlich war der Imbiss leer. Nur Farid saß auf einem Hocker und hörte über sein Handy afghanische Popmusik.
    
    Als ich reinkam, stand er auf und machte sie leise.
    
    „Lass an!“
    
    Er nickte und machte die Musik wieder an. Hier im Dorf musste man aufpassen. Er hatte schon mal die Fresse vollgekriegt, als die Jungschützen um zwei Uhr nachts besoffen noch ein Bier und Pommes wollten und das Gedudel hörten. Scheiß Nazis!
    
    Mir ging die Musik auch auf die Nerven, und sie passte definitiv nicht in Erna’s Imbiss. Aber es war eben die Musik seiner Heimat.
    
    „Wie immer?“
    
    „Jo. Kleine Pommes mit Mayo. Und ne Cola. Heute nehm ich ne richtige!“
    
    Er nickte zum Kühlschrank und drehte sich um, um die Fritteuse anzuschmeißen.
    
    „Dauert aber!“
    
    Ich öffnete die Tür des Kühlschranks. Die Kälte kroch mir entgegen. Ich trat einen Schritt näher. Verdammt, war das gut! Ein bisschen Kühle! Ich schob die Diet-Coke beiseite und griff nach der richtigen roten.
    
    Das Metall war kalt und beschlagen. Ich presste mir die Dose an die Stirn.
    
    Die Kälte zog mir alles zusammen. Ich seufzte. Dann rollte ich sie meinen Hals runter.
    
    Sie kühlte mein Blut. Ich spürte es im ganzen Körper.
    
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Farid mich beobachtete.
    
    War mir egal. Im Gegenteil. Ich zog eine kleine Show ab. Rollte die Dose über meinen Hals, drückte das Rückgrat durch, dann über mein Dekolletee, bis an den Saum meines ...
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