Fasching Teil 2 von 8
Datum: 04.09.2024,
Kategorien:
Erstes Mal
... und Verantwortung.
Und ja, ich habe auch Angst davor, dass ich morgen Abend wieder hier im Wohnzimmer sitze und dieses große Haus erneut für lange Zeit „leer" sein wird."
Elke näherte sich mir langsam. Ihre Hand näherte ich meiner Wange, sie sah mir offen in die Augen und ich begegnete ihrem Blick. Dann schloss ich meine Lider. Und da war es, ein sachtes Streicheln, das mir sofort durch Mark und Bein ging.
Sie lächelte, als sie zu mir sagte: „Das ist für uns genauso neu, wie für dich gerade Kai. Ich kann nur für mich sprechen. Ich finde dich sehr sympathisch und das war gerade das Ehrlichste, was ich seit langem gehört habe.
Viele Menschen fühlen sich einsam. Du bist da nicht alleine. Ich bin seit meinem fünfzehnten Lebensjahr durchschnittlich zweihundert Tage im Jahr allein gewesen. Meine Eltern arbeiten im Ausland. Rechnungen, Überweisungen, Taschengeld, Bankgeschäfte und so weiter -- das lässt sich von überall regeln.
Aber in den Arm genommen und getröstet werden, wenn mal was schief gelaufen ist ..., oder mal ordentlich den Kopf gewaschen bekommen, wenn man mal wieder Bockmist gebaut hat... Meine Eltern waren in einer der wichtigsten Phasen meines Lebens einfach nicht für mich da, als ich sie brauchte.
Oder sieh dir Melissa an. Nach all dem, was ihr passiert ist und bei dieser Scheißmutter - entschuldige Melissa - hat sie sich nicht unterbuttern lassen oder aufgegeben. Sie hat ein „Einser Abi", studiert und hat heute Nachmittag endlich beschlossen, nie ...
... wieder dahin zurückzukehren, woher sie gekommen ist. Ich nenne das bewusst nicht „zu Hause", denn „zu Hause", das ist ein Ort, an dem man gerne ist. Auch Melissa ist einsam und allein! Von uns jetzt einmal abgesehen...
Sandra ist mit etwas Abstand die Älteste von fünf Geschwistern. Wer wird wohl „bevorzugt"?
Wer muss sich wohl immer hinten anstellen?
Wer wird wohl für alles verantwortlich gemacht, was irgendwo im Haushalt oder mit den Kids schief läuft? Wer darf keine Freunde haben? Oder keine Freizeit, weil es immer irgendwas zu tun oder zu regeln gibt... Oder weil immer da jemand ist, auf den sie aufzupassen hat."
Mit einem Mal schien es, als sei all die Leichtigkeit und der Spaß des Abends verflogen. Alle schienen schlagartig nüchtern geworden zu sein.
„Kai, Vielleicht verstehst Du jetzt unseren Hunger nach Leben und Spaß?"
Ich spürte wieder Melissas Hand auf meiner Schulter, als sich mich zu sich hinzog.
„Kai, weißt du wie lange ich schon keinen so angenehmen Abend mehr erlebt habe? Ich habe heute gelacht. Einfach so. Ich hatte heute Spaß. Nicht nur beim Tanzen und beim Fasching.
Unser Gespräch hat mir gut getan und ich baue wirklich darauf, dass du versuchen wirst, mir zu helfen.
Nicht, weil ich zu viel erwarte. Sondern weil ich spüre, dass ich dir vertrauen kann, auch wenn ich dich erst seit wenigen Stunden kenne.
Ich weiß, dass ich seit langer Zeit heute Nacht wieder in der Gewissheit schlafen kann, dass niemand über mich herfallen wird, um ...