Das Weinbacher Kaiserfest - Kapitel II
Datum: 08.09.2024,
Kategorien:
CMNF
... sich vor Vertretern der Obrigkeit zur Schau stellen musste. Die Ratsherren würden sich sicherlich nicht mit einer weniger genauen Untersuchung als ihr Büttel zufriedengeben.
“Und Dir, lieber Albrecht, muss ich den Rat geben, Dich zusammenzunehmen. Deine Tochter kann sich als großer Glücksfall für Deine Familie erweisen, aber natürlich nur wenn Du Deine rebellische Natur zügeln kannst.” Albrecht brummelte etwas in seinen Bart, nickte aber unterwürfig. Der Schreiber lächelte. “Fein, dann wünsche ich Dir einen gesegneten Tag. Und Dir ebenso, meine Schöne.” Er deutete gegenüber der immer noch gänzlich entblößten Anna eine leichte Verbeugung an und schritt von dannen. Die Soldaten machten zackig kehrt und folgten ihm. Als sie den Mühlengrund schon fast verlassen hatten, blickte der jüngere noch einmal scheu zurück, und als er sah, dass Anna ihn anlächelte, lächelte er zurück. Annas Bauch hörte gar nicht mehr auf zu kribbeln.
“Du kannst Dich wieder anziehen, Anna”, grummelte ihr Vater. “Ich frage mich nur, was die hohen Herrschaften mit Dir im Sinn haben. Es sieht nach nichts Gutem aus…”
Aber Anna lachte nur, als Sie ihr Gewand wieder überzog. “So schlimm wird es schon nicht sein, Vater”, erwiderte sie gelassen und fröhlich. Der Schreiber mochte ein seltsames altes Männchen gewesen sein, und sie musste sich auch nicht alle Tage von fremden Männern nackend begutachten lassen, aber sie hatte nun auch nicht viel Schlimmes daran finden können. Im Gegenteil... Sie fragte sich, ob es wohl sündhaft wäre, diese Stelle, die der Schreiber da untersucht hatte, auch selbst zu berühren…
“Nun ja”, lachte nun auch ihr Vater. “Du hast recht, es wird schon alles gut werden, mit Gottes Hilfe… Und hast Du gesehen, wie dieser Soldat Dir schöne Augen gemacht hat? So einer wäre doch eine gute Partie für Dich, eines Tages…”
Anna fühlte sich ein bisschen ertappt. “Ich weiß nicht… Wenn Du meinst, Vater…”, sagte sie und errötete leicht.