1. Der Schmied


    Datum: 24.10.2018, Kategorien: Sonstige,

    ... machen. Das Auge konnte getäuscht werden, denn so manche grüne Fläche war nur von Torfmoos bewachsen und machte einen friedlichen Eindruck. Doch darunter lag der tot. Zäher, klebriger Schlamm ließ einen einsinken, und wenn man sich dagegen wehrte, sank man noch tiefer hinein. Man starb nicht an Ertrinken, man starb an Erschöpfung. Zu dieser Zeit war die Feuchtigkeit darunter kalt und der Körper kühlte schnell aus. Kam einem Niemand zur Hilfe, war das Ende nicht fern.
    
    Schrie man verzweifelt, konnte man nur darauf hoffen, dass der, der kam, einem auch helfen wollte. Doch es kam genauso oft vor, dass dieser andere Ziele verfolgte. Jetzt starb man nicht nur, sondern wurde manchmal schon davor oder oftmals danach ausgeraubt. Es gab Menschen, die nur darauf warteten, dass man im kühlen Morast verreckte. Danach warf man eine Schlinge über den leblosen Körper und zog ihn heraus. Dann nahm man ihm alles, was er hatte, wirklich alles, denn die Zeit war hart. Den nackten Körper warf man zurück in das Moor oder ließ ihn einfach liegen, damit die Tiere des Waldes den Rest besorgten.
    
    Ich hielt mich von den Straßen fern. Wenn ich auch wenig Geld bei mir hatte, es hätte fielen Menschen gereicht mir für dieses die Kehle durchzuschneiden. Stattdessen lief ich durch die Wälder, immer auf der Hut und so leise wie möglich. Genug zwielichtiges Gesinde durchzog die Einöde auf der Suche nach Nahrung.
    
    Jetzt im Sommer, der sich inzwischen dem Ende zu neigte, bestand meine Hauptnahrung aus ...
    ... Pilzen, die jetzt vermehrt aus dem Boden kamen. Veit hatte mir beigebracht, welche genießbar waren, alle anderen ließ ich zu meinem Bedauern stehen.
    
    Ab und zu fand ich auch noch einige wilde Beeren, die ich wie die Pilze roh verzehren konnte. Feuer wollte ich nicht machen, zu schnell hätte man mich oder meinen Standort erkennen können.
    
    Veit hatte mir auch beigebracht, wie man Fallen stellte und ich versuchte es immer wieder, aber ich hatte keine Zeit dafür, von daher fing ich nie etwas. Ich wollte möglichst schnell und weit nach Süden, über die hohen Berge die man mir beschrieben hatte, denn der nächste Winter kam bestimmt. Berge, ein Wort, was ich kannte, aber eigentlich nicht wusste, was es war. Man hatte mir erklärt, dass eine Art Hügel wäre, nur wesentlich höher. Vorstellen konnte ich es mir nicht. Vor allem nicht, da diese aus Stein sein sollten. Bei uns in der Gegend gab es auch einen Hügel, aber der war aus Erde. Man erzählte sich, dass dort längst verstorbene Menschen begraben wären und in bestimmten Nächten kämen deren Geister heraus, um auf dem Hügel zu feiern. Als ich Kind war, konnt man mich damit wirklich erschrecken.
    
    Am zehnten Tag meiner Wanderschaft war ich bereits sehr ausgezehrt und kam nur noch langsam voran. Die rein wenige, pflanzliche Nahrung enthielt wenige Nährstoffe und mein Körper hatte nur geringe Reserven. Menschen hatte ich die ganze Zeit nicht ein einziges Mal gesehen. Nur einmal meinte ich in einiger Entfernung, Stimmen zu hören. Aber ...
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