1. Der Schmied


    Datum: 24.10.2018, Kategorien: Sonstige,

    ... will auch nichts. Sieh zu das du wieder verschwindest.
    
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich hatte ihm nichts getan, darum konnte ich nicht verstehen, dass er mich so anging. Doch ich erinnerte mich an die Worte von Veit.
    
    In den wenigen Augenblicken, die ich etwas näher bei ihm stand musterte, ich ihn genauer. Seine Kleidung war verwahrlost, überall mit Löchern versehen, die zumeist Brandlöcher waren. Genauso wie sein Bart. Sicher schon jahrelang nicht mehr geschnitten, aber mehrfach versengt worden. Die Haut runzelig und vom Wetter gegerbt. Was allerdings gar nicht zu diesem Bild passte, waren seine wasserblauen, sehr lebhaften Augen, die mich genau taxierten und unter der breiten Krempel seines Hutes hervorstarrten.
    
    Obwohl ich merkte, dass ich nicht gerade willkommen war. Dachte ich mir, dass ich mich im vorstellen sollte, und trat noch einen Schritt vor. Das war dann ein Fehler. Unter mir brach die Erde weg und ich fiel in ein Loch, was etwas zwei Mal so tief war, wie ich groß. Ich schrie auf und prallte schon wenig später mit voller Wucht auf den Boden auf, der knietief Unterwasser stand.
    
    Noch einmal schrie ich auf, denn ich verdrehte meinen linken Fuß bei dem Aufprall so sehr, dass ich wegrutschte und mit meinem gesamten Körper im Wasser landete.
    
    Fauliger Geruch von vergammelnden Blättern und anderem traf meine Nase, wobei ich gar nicht wissen wollte, was dort sonst noch vor sich hin verrottete. Dann durchzuckte mich ein stechender Schmerz im Fußgelenk. ...
    ... Dabei wusste ich genau, dass dies kein gutes Zeichen war.
    
    Ich wollte aufstehen, glitschte jedoch wieder weg und schaffte es erst beim dritten Versuch. Allerdings konnte ich nur auf dem rechten Fuß stehen, denn wenn ich mit dem linken auftrat, durchzuckte mich wieder dieser unheimlich starke Schmerz. Ob das Gelenk gebrochen war, wusste ich nicht, aber verstaucht auf alle Fälle.
    
    Dann sah ich nach oben und konnte das Gesicht des Köhlers erkennen, der über den Rand der Grube gebeugt nach unten sah.
    
    Habe ich dir nicht gesagt, du sollst keinen Schritt näher kommen?, rief er herunter und schüttelte mit seinem Kopf. Nichts als Ärger hat man mit solch dummen Menschen wir dir. Ihr tut nie das, was man euch sagt. Ich weiß schon, warum ich hier alleine wohne!
    
    Dann verschwand sein Gesicht und nur wenige Augenblicke später flog das Ende eines Seils herunter. An diesem Seil hangelte ich mich unter großer Mühe herauf und schaffte es mich über den Rand der Grube zu wuchten.
    
    Der Köhler saß währenddessen wieder auf seiner Bank und half mir nicht dabei. Er hatte nur das Seil an einen Pfosten vor seinem Haus geknotet und wartete darauf, dass ich aus der Grube kam.
    
    Ich sollte wirklich spitze Pfähle auf den Grund der Grube stellen. Dann erledigt sich das mit euch gleich für alle Male. Von mir aus könnt ihr dort unten verrotten.
    
    Daraufhin stand er auf und ging in sein Haus. Ich blieb nass wie ich war draußen.
    
    Es wurde langsam Nacht und sehr warm war es ebenfalls nicht. ...
«12...121314...194»