1. Der Schmied


    Datum: 24.10.2018, Kategorien: Sonstige,

    ... noch aus wenigen, schwelenden Balken bestand. Nur der gemauerte Ofen war noch weitgehend intakt, obwohl der Schornstein in Mitleidenschaft gezogen worden war, denn er stand nur noch zur Hälfte da. Doch der übrig gebliebene Stumpf sah so aus, als wenn ein mahnender Finger gen Himmel zeigte.
    
    Im Haus selber war alles zu Asche verbrannt, trotzdem wollte ich nicht hingehen, den ich befürchtete auf die Überreste meiner Schwestern und der Mägde zu stoßen. Ich hatte keine, seit dem Abend mehr gesehen.
    
    Hier gab es nicht mehr viel zu holen. Entweder war es verbrannt, oder nicht mehr zu gebrauchen. Nur eine Schaufel steckte noch mahnend im Boden, denn Mutter wollte noch das letzte Gemüse vom Acker holen und Vater hatte sie schon für sie dort hingestellt.
    
    Jetzt diente sie mir dazu, die Toten zu begraben. Die Soldaten hatten ihre eigenen Opfer mitgenommen. Wahrscheinlich, damit niemand nachvollziehen konnte, wer sie gewesen waren. Ihre Bekleidung hätte sie vielleicht verraten.
    
    Als Nächstes ging ich noch einmal zu Vater und den anderen, die noch immer so dalagen, wie sie gefallen waren. Die Soldaten hatten sich nicht mehr um sie gekümmert und waren dem Brandschatzen nachgegangen.
    
    In dem Moment, als ich an Vater vorbeiging, hörte ich auf einmal eine leise, fast nicht zu hörende Stimme. Ich konnte sie kaum hören und dachte zuerst, ich hätte mich verhört. Doch dann vernahm ich sie noch einmal uns sah zu Boden.
    
    Vaters Kopf war zur Seite gedreht und ich konnte seine ...
    ... verschmutzen Lippen sehen, die sich zuckend bewegten.
    
    Sofort ging ich in die Knie und drehte ihn auf den Rücken, wobei ein mehr als gequältes Stöhnen über seine Lippen kam. Ich ging vor ihn in die Knie und hob seinen Kopf auf meine Schenkel. Wieder ertönte das Geräusch und sein Gesicht verzog sich schmerzhaft.
    
    Dann fixierten seine verschleierten Augen meine und er öffnete mit sehr viel Anstrengung erneut seinen Mund.
    
    Junge!, sagte er und ich meinte trotz seiner Lage ein lächlen zu sehen, du bist entkommen. Dafür danke ich dem Herrn. Geh von hier fort. Du kannst nicht hier bleiben. Wohin kann ich dir nicht raten, aber geh weit weg, hier wirst du nicht lange überleben. Ich werde dich nicht begleiten können, aber ich möchte, dass du mir jetzt genau zuhörst.
    
    Im Wald, Richtung Osten, gibt es im Sumpf einen einzelnen, abgestorbenen Baum. Gehe dort hin und grabe an seiner Südseite. Dort findest du, was ich erspart habe. Ich kann es nicht mehr gebrauchen. Nimm es und komme nicht wieder!
    
    Schon die letzten Worte kamen fast nur noch gehaucht, dann merkte ich auf einmal, sie die Kraft verschwand, die seinen Kopf noch etwas gehalten hatte und seine Augen brachen. Ein letztes mal stieg sein Atem aus der Lunge, dann lag er still.
    
    Ich konnte nicht mehr anders. Alles, was ich bis jetzt zurückgehalten hatte, brach aus mir heraus. Ich schrie den Himmel an und brach dann über dem toten Körper meines Vaters zusammen.
    
    Als ich wieder zu mir kam, erledigte ich, was getan werden ...
«12...8910...194»