1. On Location


    Datum: 30.10.2024, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus

    Ich bin etwas nervös. Ich mag solche Aufträge nicht. Obwohl sie eigentlich kein Problem darstellen, kann ich es nicht leiden, wenn das Telefon klingelt, ein Kunde ist dran und fragt: „Hi Carl, wie geht's dir, was machst du heute nachmittag?" -„Fangfrage!", denke ich und werde sehr vorsichtig: „Danke, noch prima. Sag an!"
    
    Ok, bei solchen Jobs mache ich den Preis. Aber nicht die Regeln. Keine Zeit für ein paar Gedanken, geschweige denn für ein Konzept. Keine Zeit, die Location zu scouten. Muss improvisieren. Diesmal kleines Besteck - wenig Equipment. Es muss schnell gehen. Das Date ist um fünfzehn Uhr. Zunächst war ein Termin im Nachmittag um halb sechs geplant. Mitten in der Stadt - dann hatte sich die Terminlage aber geändert und die Aufnahme sollte mit allen Beteiligten schon früher stattfinden. Nur wo? Am Restaurant? Am Verwaltungsitz von Needles Worldwide? Ich krame in meinem Gedächtnis: Wo steht die Sonne? Wie die Gebäude, wie die Bäume? Mittagslicht. Ich mag kein Mittagslicht! Zu hart, zu unnachgiebig. Dann werden die dunklen Anzüge in den Schattenpartien schwierig. Ich habe sie für eine Viertelstunde. Ich brauche Infos. Die Abbildungsgröße. Und die Deadline.
    
    Die Grafikerin ist noch in Pause. Immerhin, es sind also acht Personen: Zwei Amerikaner, zwei Inder, vier Deutsche. Inder, das bedeutet dunkelolive Haut und hellbläuliche Reflexe. Das Top Marketing des Unternehmens und die Top Tradesmen der Branche. Nach dem Mittagessen. Na bravo! Ich werfe das Equipment ...
    ... in den Van und mache mich auf den Weg.
    
    Der Himmel ist mir gnädig, es ist wundervolles Licht. Leicht dunstige Sonne. Optimales Portraitlicht. Weich und gleichzeitig akzentuiert mit hellen Schatten. Ein leichter frischer Wind geht. Das ist gut bei der Hitze, es entspannt.
    
    „Schloss van der Linden Business Center". Das Schild ist genauso unscheinbar, wie die Einfahrt. Ein altes schwarz-schmiedeeisernes Tor in einem ebensolchen Zaun, der das Anwesen in seiner Gänze umgibt. Dann eine stahlglänzende Schranke auf dem Fahrweg dahinter. Ein Check-In. Ich drücke einen Edelstahlknopf und erhalte eine Magnetkarte. Das Auge einer Überwachungskamera glotzt mich an. „Bitte?" „Lowis, guten Tag, ich habe einen Termin..." Die Schranke öffnet sich.
    
    Ich kenne das Gebäude von früheren Aufträgen. Tatsächlich ein altes Schloss. Mit Schlossteich. Und fetten Karpfen. Umgeben von einem großen Park mit altem Baumbestand. Dennoch eher geschmacklos restauriert und umgebaut. Man hätte das für die gleiche Kohle wesentlich charmanter machen können. Ich erinnere mich, dass mir bei meinem letzten Besuch überall Planungsfehler und Nachlässigkeiten in der Instandhaltung auffielen: keine Steckdosen im Foyer, nicht funktionierende Fenster und Rollos, Lichtschalter ohne Funktion und Lichtschalter mit zweifelhafter Funktion, Wasserflecken auf den Mauern der Nebentrakte, fehlende Türfeststeller und so weiter. Dennoch: Auf den ersten Blick wirkt das Gebäude durchaus repräsentabel. Zumal für us-amerikanische ...
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