Ungewöhnliche Orte der Lust
Datum: 10.11.2024,
Kategorien:
Sonstige,
... ist dieser Keller eine Wertanlage, nicht mehr. Nur wenn es sich lohnt, lässt er mehr kommen. Daher hatte ich hier unten einen sehr einfachen Job. Flaschen laufen selten von alleine weg. Ich war hauptsächlich hier unten, wenn Gäste anwesend waren und das kam selten vor. Trotzdem war ich oft hier unten, habe die Ruhe genossen und war mir hier sicher, dass keiner hinter mir herkam. Wie schon gesagt, die meisten Menschen fühlen sich hier nicht wohl. Sie glauben, hier unten würden die Geister von Georgs Familie rumspuken. Ganz ehrlich, ich habe hier nie einen gesehen!"
"Warum sollten sie es tun?", fragte ich neugierig und Crissy setzte ihr wissendes Lächeln auf. "Weil sie hier unten sind. Ihre Gruft ist nicht weit weg von hier. Fast alle Mitglieder von Georgs Familie sind seit fünfhundert Jahren hier bestattet. Zumindest die, die nicht in Ungnade gefallen sind.
Erinnert ihr euch an die Bilder von oben im Rittersaal oder die anderen Porträts?" Beide nickten wir und Crissy fuhr fort.
"Alle, die ihr gesehen habt, sind hier unten bestattet. Sie sind sozusagen eine besondere Sammlung. Wir können sie besuchen. Sie haben nichts dagegen, wenn wir zu ihnen gehen. Es ist für sie eine Abwechslung, wenn mal was los ist. Besuch ist selten!"
Um ehrlich zu sein, lief mir ein Schauer über den Rücken, als ich Crissy hörte. Sie sprach von den Toten, als wenn sie hier wohnten und auf eine gewisse weise lebendig waren. Auch Patrizia schüttelte sich kurz, für mich sichtbar.
"Wollt ihr ...
... sie sehen?"
Jetzt abzulehnen wäre ähnlich gewesen, als wenn wir Nein gesagt hätten. Diese Blöße wollten wir uns nicht geben.
Also nickten wir sofort und Crissy nahm uns die Gläser ab. Hatte ich geglaubt, dass sie sie wegstellen würde, hatte ich mich getäuscht. Sie füllt sie nach, mache sie voll genug, damit wir sie tragen konnten, ohne den Inhalt zu verschütten.
Danach führte sie uns aus dem Weinkeller und ging tiefer in den Gang hinein bis zum Ende. Hier versperrte uns eine weitere, schwere Tür den Weg. Ihr Holz war mit einem deutlich sichtbaren Kreuz, mit hellen Einlegearbeiten, verziert worden. Davor blieb Crissy stehen.
"Schon seltsam das Kreuz. Die meisten der Verstorbenen haben wenig damit zu tun gehabt. Viele waren Raubritter gewesen und haben sich wenig um Religion gekümmert. Es sind einige dabei, denen man ohne Weiteres nachsagen kann, dass es Massenmörder waren. Nicht gerade die feinste Art mit Menschen umzugehen!", erklärte Crissy und legte ihre Hand auf den eisernen Knauf, der aus der Tür herausragte.
"Kein Schloss?", fragte ich nach, weil es mich wunderte. Crissy drehte sich zu mir um und lachte.
"Nein. Die, die draußen sind, wollen normalerweise nicht hinein und die, die drinnen sind, können schlecht heraus. Wozu also ein Schloss. Hinter dieser Tür befinden sich keine Schätze!", meinte sie und drehte den Knauf herum. Als die Tür aufging, kam uns kein muffiger Geruch entgegen, den ich erwartet hatte. Uns traf ein leichter, kühler Luftzug, der ...