Erika Behmkamp geht ihren Weg - Teil 1
Datum: 18.11.2024,
Kategorien:
Insel der Scham,
Fortsetzung der Geschichte „Insel der Scham – die Botschaftseröffnung Teil 2“
„Ach bitte, geben Sie mir ein Autogramm.“ Ein gieriger Blick erfasste Erika Behmkamp auf der obersten Stufe der Außentreppe des Gerichtsgebäudes. Die Augen musterten ihren Körper, zogen ihr in einer schmutzigen Fantasie die Kleider runter. Die junge Anwältin ignorierte den unflätigen Kerl. Zu sehr kreiste das Geschehene in ihren Gedanken. Mit gemischten Gefühlen rekapitulierte sie die dürftigen Ergebnisse ihrer heutigen Bemühungen. Eine einstweilige Verfügung untersagte nun weitere Veröffentlichungen der Bilder. Was brachte es? Eine schriftliche Berichterstattung konnte sie nicht unterbinden. Die Presse lechzte nach solchen Geschichten, selbst die ernsthaften Politikteile fanden einige Aspekte des Vorgangs für berichtenswert. Auch die Nennung ihres vollständigen Namens musste sie weiterhin hinnehmen, sei sie doch, so argumentierte die Gegenseite, nun eine Person öffentlichen Interesses. Die Schadensersatzklage auf Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte würde sich ziehen, Monate, eher noch Jahre.
„Bitte Frau Behmkamp, ein Autogramm.“ Der untersetze Mann mit Halbglatze und undefinierbarer Windjacke hielt ihr aufdringlich die gestrige Ausgabe des Schmierenblattes und einen Kugelschreiber entgegen.
„Bitte hier unter das Bild.“ Es zeigte Erika Behmkamp im hellsten Sonnenschein, nackt mit roten Flip-Flops im Garten der Sulmavischen Botschaft. Die leichte Grobkörnigkeit ließ vermuten, dass es aus ...
... großer Entfernung mit einem Teleobjektiv aufgenommen wurde. Trotzdem hob sich jedes Detail der Frontalansicht ihres Körpers gut sichtbar gegen den Strauch mit den roten Blüten ab.
Mit demonstrativer Gelassenheit sah Erika Behmkamp den Autogrammjäger an. Sie verbarg die tiefe innere Verletzung, die sein penetrantes, herab würdigendes Verhalten auslöste. In ihren Kreisen galt das öffentliche Zeigen von Gefühlen als verpönt. Sie bewahrte Haltung. In ihrem blauen Kostüm mit weißer Bluse und streng gebundener großer Schleife, drückte sie Unschuld und Seriosität aus. Der Rock endete weit unterhalb ihrer Knie, die dichten, blauen Nylons gingen ansatzlos in die farblich passenden Pumps über.
„Ihr Verhalten ist unangebracht. Ich werde Ihnen kein Autogramm geben.“
Erika Behmkamp drehte sich um, stieg die Treppenstufen herab. Der Autogrammjäger folgte ihr. Ohne sich zu drehen, drohte sie ihm. „Seien Sie vorsichtig, Sie könnten sich eine Anzeige wegen sexueller Beleidigung einhandeln.“
Sie erreichte den Bürgersteig, der Verfolger in ihren Rücken bettelte weiter. „Ich bin ein großer Bewunderer ihrer Schönheit. Ich will nur ein Autogramm. Das kann doch kein Verbrechen sein.“ Der Autogrammjäger überholte, hielt ihr abermals Zeitung und Stift entgegen, als sich das leise Gurgeln eines schweren Motors nährte. Eine überlange schwarze Limousine mit abgedunkelten Scheiben hielt neben der jungen Anwältin, die sich instinktiv das Nummernschild einprägte.
„BD 51A“, ein Fahrzeug einer ...