Nachhilfe
Datum: 04.12.2024,
Kategorien:
Romantisch
... Kinder hatte, schreckte mich nicht. Zumal ich mit ihren Kindern ja mittlerweile ganz gut zurechtkam. Sie hatte mir erzählt, dass Peterle den Bus wie einen Schatz überall mit hinschleppte, in die Schule, überall. Nur zu seinem Vater nicht.
Ich fühlte auch etwas Anderes. Dass Ramona, so stark und hart und selbstbewusst sie wirkte, trotz ihrer drei Kinder einsam war. Sehnsüchte hatte, die sie sich nicht erlaubte einzugestehen. Über die sie jetzt wahrscheinlich genauso nachdachte wie ich. Verdammt.
Dabei waren wir mit ganz klaren Prämissen in die Geschichte hereingegangen. Natürlich hatte sie Sex gebraucht, körperliches Wohlbefinden, all das hatte ich gespürt, hatte das Angebot gemacht, und es alles andere als bereut. Wenn ich ganz ehrlich war, und das hatte ich ihr gegenüber ja angedeutet, war der Sex mit ihr eine Offenbarung.
Es war nicht so, wie Elmira sich das vorstellte, dass ich gar nicht anders konnte, als zu reagieren, wenn ich ein ernsthaftes Bedürfnis so wie Liebe, welches nun das ernsthafteste und grundlegendste aller Bedürfnisse ist, verspürte. Sonst wäre ich wahrscheinlich mit einem Drittel der Stadt in einer polyamourösen Beziehung.
Aber es war tatsächlich schon so, auch vor vergangenen Beziehungen so gewesen, dass meine Partnerinnen etwas in mir anrührten, und sich dann etwas daraus entwickelte. Es weniger so gewesen war, dass ich mich in irgendjemanden verliebte und die Sache dann verfolgte. Ich war also keineswegs allen Signalen hilflos ausgesetzt, ...
... aber ebenso wenig immun.
Ramona war in dieser Beziehung wirklich gefährlich für mich, das war mir natürlich klar. Darum hatte mich ihre Frage auch so geschockt. Weil ich wusste, dass ich tatsächlich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mit Rückzug reagieren würde, sondern mich der Situation ausgesetzt und geschaut hätte, was passiert.
In diesen zärtlichen, stillen Minuten, spürte ich sehr deutlich, dass sich da etwas anbahnte. Und ahnte, was passieren würde, wenn sie ihrer Sehnsucht eine klare Richtung gab. Was sie ja nicht wollte. War das wirklich so? Vor einer Stunde hatte ich ihrer Erklärung geglaubt. Redeten wir uns gerade beide in etwas hinein, oder hatten das schon getan?
Oder war es genau das, was wir wollten? Wir hörten tatsächlich Svenja zurückkommen, um fünf vor zwei. Braves Mädchen. Durchtriebenes Mädchen. Na warte. Ich sprach noch kurz etwas für den Morgen mit Ramona ab, und dann schliefen wir nach einer Weile eng aneinandergeschmiegt ein.
"Morgen du Schlafmütze", begrüßte Ramona ihre Tochter um halb zehn am Frühstückstisch. "Vergessen, dass wir Besuch haben?", kommentierte sie den kurzen Bademantel, den Svenja trug.
Und sonst offenbar nichts. Natürlich hatte sie das nicht vergessen. Es ging also schon wieder los.
"Ach ja, dein Reisebegleiter. Morgen Tom. Na, gut in Rom angekommen?"
"Das kann man so sagen", schmunzelte ich und sah geflissentlich an ihr vorbei, da sie den Mantel natürlich so weit offen trug, wie es gerade noch zufällig aussehen ...