Coronazeit - der Freibadbesuch
Datum: 20.01.2025,
Kategorien:
CMNF
Freitag, 23. Mai 2020, mittags zwölf Uhr anno Corona. Endlich! Ist es wirklich wahr? Alexandra, Kevin, Nathalie und Ben standen vor dem Eingangsgitter ihres örtlichen Freibades. Es war wirklich offen und Nathalies Vater lag doch falsch. Eine Woche lang hatte er sie nach der Zeitungsmeldung, dass das Freibad wieder öffnet, mit dieser zweiten Welle genervt, die bestimmt kommen würde. „Mach Dir bloß keine falschen Hoffnungen auf einen Freibadbesuch“, hatte Nathalies Vater die ganze Zeit geknöttert, „die machen schon vorher alles wieder zu.“ Voller ängstlicher Neugierde hatte Nathalie seitdem im Internet R-Werte und die Anzahl der nachgewiesenen Fälle pro hunderttausend Einwohner in ihrem Landkreis studiert.
Gut, dass es bei ihr in der Gegend keinen fleischverarbeitenden Betrieb gab - der Eingang des Freibades stand offen vor ihnen. Wie lange waren sie jetzt nicht mehr Schwimmen gewesen? Waren es Monate gewesen? Gefühlt bestimmt. Dabei war Schwimmen doch eines ihrer liebsten Hobbys. Ben und Nathalie trainierten sogar im Schwimmverein. Doch der durfte auch schon seit vielen Wochen nicht mehr aktiv sein.
Jetzt durften sie wieder schwimmen, wenn auch unter Einhaltung von allerlei Hygienevorschriften. So standen sie nun brav mit Mund-Nasen-Stoffbedeckung und 1,5 Meter Abstand in der Schlange vor der Kasse. Da das Kassenhäuschen von je her mit einer Glasscheibe ausgestattet war, bedurfte es keiner zusätzlichen Plexiglasabtrennung. Die Kassiererin ermahnte jeden Badegast, dass ...
... außer im Schwimmbecken selbst, überall im Freibad eine Maskenpflicht besteht und vor dem Gang ins Wasser die Hände zu desinfizieren sind. Zu diesem Zwecke stünde an jeder Leiter am Beckenrand ein Tisch mit Desinfektionsmitteln bereit.
Die vier bezahlten nacheinander ihren Eintritt und standen nun zusammen, natürlich mit gebotenen Sicherheitsabstand, vor den Eingang zu den Umkleideräumen. Nathalie und Alexandra erschraken, als sie den Zettel an der verschlossenen Tür lasen:
„Sehr geehrte Badegäste, aufgrund der bestehenden Hygienevorschriften wegen Covid 19 steht Ihnen die Umkleidebereich leider nicht zur Verfügung. Wir danken für Ihr Verständnis.“
Nathalie und Alexandra schauten etwas hilflos über ihre oberen Maskensäume. „Wusstet Ihr das nicht?“, fragte Kevin mit einer sehr dick aufgetragenen Verwunderung. Dass er unter seiner Mund-Nasen-Bedeckung wie ein Honigkuchenpferd grinste, konnten die Mädchen nicht sehen. „Also wir haben uns unsere Badeshorts schon vorher drunter gezogen“, fügte er besserwisserisch hinzu. Nathalie und Alexandra schaut ärgerlich drein – ihre Badeanzüge befanden sich noch in ihren Rucksäcken.
„Dann gehen wir eben hinter die Büsche, und ziehen uns dort um“, feixte Alexandra zurück, „und ihr werdet davor stehen bleiben und aufpassen.“
Auf der großen Liegewiese wartete auf die beiden Mädchen die nächste böse Überraschung. Das Badpersonal hatte die Zeit des strengen Lockdowns dazu genutzt, das Gebüsch kräftig zurückzuschneiden. Das war auch ...