1. Lina ist Wieder Da


    Datum: 30.01.2025, Kategorien: Fetisch

    »Moin Lars! Erkennst du mich wieder?« fragte die hellblonde Frau, die auf eine etwas abgenutzte Art unglaublich hübsch war, mit ihrer rauchigen Stimme. Sie stand im Trockenen unterm Vordach vor meiner Haustür und schaute mir selbstbewusst in die Augen, wobei sie sich eine Filterzigarette zwischen die Lippen steckte und anzündete.
    
    Es regnete in Strömen. Mein modernisiertes Bauernhaus liegt am Ende eines matschigen Feldweges, und außer dem schwachen Licht aus dem Hausflur war es draußen stockdunkel. Trotzdem und trotz ihrer veränderten Stimme erkannte ich ihr hübsches Gesicht im Bruchteil einer Sekunde wieder.
    
    Ihr glitzerndes Minikleid, das absichtlich einen tiefen Blick in ihr äußerst spektakuläres Dekolleté zuließ, war klitschnass. Der Regen tropfte von ihren langen, hellblonden Haaren und den großen, goldfarbenen Creolen in ihren Ohrläppchen. Ihr Gesicht war schwarz gestreift mit verschmiertem Lidschatten. Fast überall auf der sichtbaren Haut hatte sie großflächige, knallige Tattoos. Ihre Füße steckten in durchsichtigen Plateausandalen mit hohen Stiletto-Absätzen. Hinter ihr stand ein kleiner, pinker Rollkoffer mit einem Lufthansa-Gepäcktag. Füße, Sandalen und Koffer waren gründlich zugematscht.
    
    Den frühen Samstagabend hatte ich vorm Flachbildschirm mit der Sportschau verbracht. Dabei hatte ich ein aufgewärmtes Fertiggericht aus der Tiefkühltruhe gegessen und gerade die zweite Flasche Flens aufgeploppt. Meine Ex-Frau hatte an dem Wochenende unsere beiden Töchter, ...
    ... und ich konnte mich voll der Fussball-Bundesliga widmen. Bis es klingelte.
    
    Widerstrebend war ich aufgestanden, immer noch die Zusammenfassung des bisher torlosen Spiels Freiburg-Wolfsburg auf dem Bildschirm verfolgend. Leicht genervt war ich zur Tür gegangen um zu öffnen.
    
    »Lina!« antwortete ich.
    
    Seit zehn Jahren hatte ich jeden Tag an sie gedacht und jede Woche mindestens einmal nachts von ihr geträumt.
    
    Eine Frau wie Lina vergisst man nicht. Das Leben war nicht spurlos an ihr vorübergegangen, aber ihr verführerisches Lächeln mit den schneeweißen, makellosen Zähnen war ihr offensichtlich erhalten geblieben. Ans Tränentattoo unter ihrem rechten Auge erinnerte ich mich auch, obwohl ich es nur einmal gesehen hatte. Die zackige, dunkelrote Narbe zwischen ihrem linken Mundwinkel und dem Nasenflügel war neu und verlieh ihrem Gesicht Charakter.
    
    Lina von Lehndorff und ich waren sechs Jahre lang in der selben Klasse. An unserer Schule war das bezaubernde Mädchen der Schwarm mehrerer Jahrgänge von Jungen die ihr hinterherliefen. Persönlich hatte ich mich schon mit 13 in sie verliebt, aber erst im Herbst unseres letzten Schuljahres wurde ich endlich offiziell ihr Freund. Nach außen hin wenigstens. Unsere Umgebung nahm uns als Paar wahr. Wir hielten Händchen, küssten uns und gingen zusammen aus. Mein Status an der Schule wuchs enorm.
    
    Aber wenn wir zu zweit waren, wurden meine körperlichen Annäherungsversuche sehr zu meinem Bedauern zurückgewiesen. Wenn wir zusammen nackt ...
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