1. Berufserfahrung zahlt sich aus 05


    Datum: 06.03.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    Berufserfahrung zahlt sich aus
    
    Teil V -- Grande Dame
    
    Vorbemerkung: Auf die hier im weiteren Verlauf geschilderten Geschehnisse kann ich wahrlich nicht stolz sein. Dennoch fühle ich einen therapeutischen Drang, sie niederzuschreiben. Die Episoden entwickeln sich im Sinne der fortlaufenden Erzählung langsam, enden aber immer explizit. Sollten meine Schilderungen die Leser nicht abschrecken, werde ich die Erzählung fortsetzen, so kriminell und abstoßend sie im weiteren Verlauf auch werden mag.
    
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    Magdas spezielle Dienste nahm ich weiterhin in Anspruch, jedoch nur noch in Form guter Handarbeit. Für den Moment war das ein nahezu ideales Arrangement, um Druck ablassen, ohne von meinen beruflichen Zielen abgelenkt zu werden. Ganz ohne emotionale Involvierung. Auch bei Jochen war sie mittlerweile regelmäßig zu Besuch, seit ich sie als kleine Überraschung bei ihm vorbeigeschickt hatte. Wie vermutet, war auch er für den Zimmermädchenfetisch empfänglich. Unsere kleinen, schmutzigen Geheimnisse und meine absolute Verschwiegenheit schweißten uns noch enger zusammen.
    
    Ohne weitere Ablenkung konnte ich meine ersten Erfolge schnell bei anderen Kunden replizieren. Zwillingstürme, Trianon, Silberturm, Messeturm, Japan Center -- nach nur zwei Jahren im Frankfurter Bankenviertel hätte ich Architekturführungen anbieten können, so weit war ich mittlerweile herumgekommen. Die Aufgaben wurden immer interessanter, denn bei den Banken standen große Veränderungen an. Die ...
    ... Kernbankensysteme mussten von den Mainframes mit ihren Cobol- und Assembler-Programmen in moderne Architekturen überführt werden. Ich vergrub mich förmlich in meine Arbeit. Folgerichtig entwickelte ich mich zu einem führenden Spezialisten für Echtzeit- und Parallelsysteme, der einzigartige Einblicke in das elektronische Herz der Bankenwelt nehmen konnte.
    
    Bei Big Blue fiel mir eine ganz besondere Kollegin auf. Hinter vorgehaltener Hand wurde sie ehrfürchtig ‚The Ox' genannt. Niemand hätte sich jedoch getraut, diesen Spitznamen in ihrer Anwesenheit zu verwenden, da man riesigen Respekt vor ihrem unerbittlichen Temperament hatte. In Wirklichkeit heißt sie Oksana und ist eine Mischung aus hanseatischer Kühle und russischem Vollblut. Oksana wurde immer dann in ein Projekt geholt, wenn es darum ging, ein Feuer zu löschen oder einem Kunden seine Grenzen aufzuzeigen. Sie war Anfang fünfzig, hätte also locker meine Mutter sein können. Tatsächlich hatte sie gerüchteweise einen Sohn, der einige Jahre älter war, als ich. Einen Ehemann oder Lebenspartner schien es aber nicht zu geben.
    
    Auf mich übte Oksana eine ehrfürchtige Faszination aus. Vielleicht würde man sie nicht als klassische Schönheit bezeichnen, mit ihren slawisch-hohen Wangenknochen, den feurig-dunklen Augen und ihrer kalten, fast arroganten Ausstrahlung zog sie mich an, wie ein Magnet. Zudem hat sie eine exzellente Figur. Den Nachsatz ‚für ihr Alter' kann man sich dabei getrost schenken. Ihre Figur würde einer Frau jeden Alters ...
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