1. Tanz mit dem weißen Ritter


    Datum: 03.04.2025, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ... ich das Gefühl, dass sie mich einen Augenblick länger musterte als die anderen, aber das war reines Wunschdenken.
    
    Die Braut verschwand wieder. Sie hatte nicht durchblicken lassen, ob sie das mit meinem Hochzeitsgeschenk wusste. Wahrscheinlich wusste sie nichts. Das Geschenk war doch wieder mal eine Schnapsidee von Jochen.
    
    Ich musterte Bruni genauer. Ich fand sie attraktiv. Mit ihrer Größe von knapp 1,80 Meter überragte sie die meisten anderen Frauen. Sie trug eine modische Kurzhaarfrisur, die dunkel gerahmte Brille passte farblich gut zu ihren schwarzen Haaren. Ihre Augen waren strahlend blau. Sie war schlank, fast schon dünn. Sie trug einen eleganten schwarzen Hosenanzug, darunter eine weiße Bluse. Auffällig war, dass sie keinen Schmuck trug. Keinen Ring, kein Armband, nichts um den Hals, keine Ohrringe. Eine Männeruhr zierte ihr Handgelenk. Sie musste etwa im Alter der Braut sein, das dezente Make-up versuchte nicht, die Lebenserfahrung zu vertuschen. Die Hände waren gepflegt, die Fingernägel entweder farblos oder gar nicht lackiert.
    
    Sie hatte eine natürliche Ausstrahlung. War es Dominanz? War es Arroganz? Überheblichkeit? Ich hatte das Gefühl, dass sie wusste, wie sie auf Männer wirkte. Dann erinnerte ich mich, was die Braut gesagt hatte. Ja, das war es, Bruni wirkte distanziert, unnahbar. Ich seufzte innerlich. Ein Rasseweib, leider nicht meine Kragenweite. Mal wieder eine Frau, die ich mich nicht anzusprechen traute. Jedenfalls normalerweise nicht. Heute ...
    ... würde ich einen Versuch wagen müssen.
    
    Noch war ja Zeit. Denn jetzt gab es immer in den Pausen des 5-Gänge-Menüs einen offiziellen Part. Nach dem Amuse-Gueule begrüßten Jochen und seine Sybille alle Gäste, einzeln und namentlich. Ich erfuhr, dass Bruni und Sybille zusammen in die Grundschule gegangen waren. Meine Altersschätzung war also richtig gewesen. Ende 30. Und Bruni war Biologin. Mehr erfuhr ich nicht. Von mir erfuhr man, dass ich Jongleur sei und ein Jahrzehnt mit Jochen in einer Abteilung gearbeitet hatte. Diese kleinen Hinweise zu den Personen waren eine gute Idee, wirkten sie doch im Folgenden als gesprächsfördernd.
    
    Nach dem Brunnenkressesüppchen dann die Rede des Brautvaters, rührend und den Bräutigam betreffend wohlwollend. Direkt danach der Vater des Bräutigams. Es wurde deutlich, dass sich die Schwiegereltern untereinander mochten, nicht nur respektierten. Das kam meiner Erfahrung nach eher selten vor.
    
    Alle Gäste, mich eingeschlossen, hatten im Vorfeld angeben müssen, ob man normal, vegetarisch oder vegan essen wolle. Es war interessant, zu welcher Gruppe meine Tanzpartnerin gehören würde. Da sie sich, genauso wie ich, den geräucherten Lachs an scharfem Meerrettich schmecken ließ, zu dem ein hervorragender Weißwein serviert wurde, gehörte sie schon mal nicht zu den Veganern. Die witzige Rede des Trauzeugen im Dialog mit der Trauzeugin sorgte für viele Lacher.
    
    Ich erklärte meiner linken Nachbarin gerade, dass ich nicht beim Zirkus arbeite, sondern als ...
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