Mein Weg - Silberhochzeit 3
Datum: 07.04.2025,
Kategorien:
Sonstige,
... schon lange keine Angst mehr, es gehörte einfach zu meinem Leben, genauso, wie das Verhalten meiner Mutter mir gegenüber.
Mein Vater erklärte mir mehrmals, dass ich fleißig lernen müsse um später mal einen schönen Beruf ausüben zu können und für ihn gab ich mir besonders viel Mühe, in der Hoffnung, dass er mich loben würde und mir seine Aufmerksamkeit schenkte, das geschah allerdings immer seltener.
Ich schaffte den Schritt auf das Gymnasium. Lisa schaffte es auch, genauso wie Alessandro, der ebenfalls in unserer Grundschulklasse gewesen war. Zu unserem Glück wurden wir auch auf der neuen Schule derselben Klasse zugeteilt. Anfangs waren wir drei unzertrennlich, aber wie das so ist - Jungen sind ja in dem Alter bekanntlich doof - zog es Alessandro dann doch recht schnell zu den männlichen Klassengefährten hin.
Je älter ich wurde, desto mehr Bedeutung maß ich den nächtlichen Geräuschen zu, schließlich war ich ja nicht blöd. Es kam zwar nicht mehr vor, dass fremde Männer unsere Wohnung verließen, dafür war meine Mutter des Öfteren nicht zu Hause, wenn ich heimkam, manchmal ging sie abends zu einer imaginären Freundin, und kam sehr spät, oder auch erst in der Frühe wieder Heim. Mein Vater war still und in sich gekehrt.
Ich traf mich nach der Schule häufig mit Lisa. Sie war meine einzige Freundin, alle anderen Mädchen wollten nichts mit mir zu tun haben. Ich fühlte mich überhaupt nicht mehr wohl in der Schule, dennoch lernte ich fleißig weiter, ansonsten gab es ja ...
... sowieso nicht viel Abwechslung in meinem Leben.
Die Ablehnung meiner Mitschüler mir gegenüber nahm stetig zu, man tuschelte hinter meinem Rücken und lachte über mich. Selbst die Schüler der anderen Klassen sahen mich merkwürdig an. Lisa hielt zu mir, obwohl sie sich auch immer öfter mal mit anderen traf. Ich war ziemlich einsam, hörte viel Musik, las irgendwelche Bücher, die ich mir in der Schulbibliothek auslieh, oder lernte.
Kurz nach meinem vierzehnten Geburtstag lud Alessandro mich zum Eisessen ein. Vollkommen überrascht, wollte ich ihm erst einen Korb geben, aber sein verschämtes Lächeln und sein treuherziger, erwartungsvoller Blick hielten mich davon ab.
Es war ein schöner Nachmittag, er brachte mich mehrmals zum Lachen und meinte, ich sollte dies viel öfter tun. Zunächst verabredeten wir uns nur hin und wieder, bis es schließlich zur Gewohnheit wurde, dass wir unsere Freizeit miteinander verbrachten, manchmal nur zu zweit und manchmal war auch Lisa dabei. Wir lernten zusammen, machten unsere Hausaufgaben gemeinsam, trafen uns ab und zu mit den ein oder anderen Freunden von Alessandro, die nicht auf unserer Schule waren und ich genoss die Zeit.
Täglich holte er mich morgens zum Unterricht ab und begleitete mich auch wieder nach Hause. Unsere Mitschüler wurden immer gemeiner zu mir, doch ich hatte Alessandro und Lisa an meiner Seite, die mich erbittert verteidigten. Alessandro wurde zwar auch regelmäßig verspottet, wenn er sich für mich einsetzte, aber ihn schien ...