Mein Weg - Silberhochzeit 3
Datum: 07.04.2025,
Kategorien:
Sonstige,
... das nicht zu belasten. Wenn es ihm zuviel wurde, drohte er stets damit seinen Bruder zu holen und die anderen trollten sich.
Zuhause war die Situation äußerst gespannt, deshalb verzog ich mich regelmäßig gleich auf mein Zimmer, wenn ich abends heimkam.
Es war ein Sonntag, als mein Vater mich in seine Arme zog und lange an sich gedrückt hielt, mittlerweile war ich schon fünfzehn.
"Ich muss für ein paar Tage zu Onkel Martin, es geht ihm nicht gut. Versprich mir, dass du immer ein braves Mädchen bleibst, mein Engel", flüsterte er, küsste meine Stirn und wandte sich zum Gehen. Kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal um und winkte mir zu. Sein Blick war merkwürdig, irgendwie traurig, aber noch viel mehr als das. Ich schob es auf die Tatsache, dass er sich um seinen Bruder sorgte und winkte ihm ebenfalls lächend zu. Dass in seinem Abschiedswort etwas Bedeutendes fehlte, nämlich " ... bis ich zurückkomme", am Ende des Satzes, nahm ich nicht wahr.
Ein paar Tage später legten meine Mitschüler erst richtig los, sie bezeichneten mich als Hurentochter und weit schlimmeres. Alessandro fragten sie, ob er meine Mutter auch schon mal geknallt hätte und plötzlich stand er ebenso im Mittelpunkt ihrer Gemeinheiten, dennoch stellte er sich immer wieder schützend vor mich.
Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was passiert war und hoffte darauf, dass mein Vater bald zurückkommt.
Lisa war es, die mir schonend beibrachte, dass mein Vater uns verlassen hatte, weil meine Mutter ihn ...
... jahrelang wahllos mit irgendwelchen Männern betrogen hatte. Bevor er ging, wurde sie mit ihrem letzten Lover von seiner Ehefrau in flagranti erwischt, diese machte gleich Nägel mit Köpfen, packte ihre Sachen und zog mit Kind und Kegeln aus.
Mutter wurde ebenfalls immer gemeiner zu mir und ich durchlebte die Hölle. Alessandro und Lisa waren die Einzigen, die es gut mit mir meinten.
Alessandro küsste mich mittlerweile häufig und hielt mich fest in seinen Armen, wenn er mich tröstete. Ich fühlte mich sehr wohl dabei, sicher und geborgen, obwohl meine Gedanken zumeist auf den nächsten Schultag gerichtet waren, oder meine Sorge, was mich zuhause wieder erwarten würde, für Ablenkung sorgte.
Ungefähr fünf Monate nachdem mein Vater fortging - meine Mutter arbeitete seit ein paar Wochen im Nachbarort und ich musste mich täglich um den Haushalt kümmern - fand ich einen Brief obenaufliegend im Müllbeutel, genauso, wie alle zwei Tage die obligatorische, leere Schnapsflasche, achtlos entsorgt. Ich nahm ihn heraus, weil er per Hand geschrieben war und mich neugierig machte, denn uns schrieb sonst niemand.
Nachdem ich den Müllbeutel entsorgt hatte, setzte ich mich auf die Treppe vor unserem Haus, um auf Alessandro zu warten und den Brief zu lesen, er war von meinem Onkel an meine Mutter gerichtet und das, was ich zu lesen bekam, zog mir den Boden unter den Füßen weg.
Mein Vater hatte sich einige Tage nachdem er uns verließ, in seinem Elternhaus, welches mein Onkel bewohnte, ...