1. Lisa, Fluch oder Segen


    Datum: 28.05.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... ging sie mit ihrer Tasche ins Gästezimmer, kam schon nach wenigen Minuten wider heraus.
    
    In dieser kurzen Zeit hatte sie sich umgezogen, trug einen weiten Pyjama, dessen Hose sie immer wieder nach oben ziehen musste, da sie nach unten rutschte. Der Gummi fand keinen Halt. Dazu trug sie ein paar alte Hausschlappen, die schon bessere Tage gesehen hatten.
    
    "Willst du bleiben, wie du bist? Ist doch viel zu unbequem. Ich würde mich an deiner Stelle auch umziehen. Hast du keinen Trainingsanzug oder Ähnliches. Das hast du doch früher auch getragen!""Werde ich gleich machen, aber erst abräumen!"
    
    "OK, mach das, ich baue schon mal das Schachbrett auf!", meinte Lisa, drehte sich um und verschwand Richtung Lesezimmer.
    
    Abräumen und umziehen dauerten nur wenige Minuten. Schon wenig später saß ich Lisa gegenüber, die seit ihrer Kindheit gerne Schach spielte. Ihre Augen waren konzentriert auf das Brett fixiert. Sie war gut, sehr gut. Zuhause spielte sie erfolgreich gegen einen Schachcomputer.
    
    Ich kam kaum mit, ihre Figuren bedrängten mich sehr schnell, drückten mich in die Defensive, ließen mir keine Chance. Ein letzter Versuch mich gegen ihre Übermacht zu stemmen schlug fehl und nach einer halben Stunde, war ich Schach Matt.
    
    Lisa grinste mich an und ich konnte gut erkennen, wie sehr es ihr gefiel, gewonnen zu haben. "Na Onkel Ingo, hast wohl lagen nicht mehr gespielt. Bist etwas eingerostet, solltest mehr üben!"Ich nickte und sah noch einmal auf die Anordnung auf dem ...
    ... Brett. Konnte es kaum fassen, dass sie mich in der Geschwindigkeit geschlagen hatte.
    
    "Was bekomme ich jetzt als Belohnung? Ich weiß noch. Früher habe ich immer etwas Süßes bekommen, wenn ich mich gut geschlagen habe. Jetzt habe ich sogar gewonnen. Da müsste es doch noch was bessere geben!"
    
    Ich wusste nicht, worauf sie hinaus wollte, aber es fiel mir schlagartig ein, als Lisa das Buch unter dem Tisch hervorzog, wo sie es zuvor deponiert hatte. Sie schlug es auf, blätterte auf die nächste Seite und sah kurz hinein.
    
    Ein breites Grinsen legte sich auf ihre Lippen.
    
    "Ach ja, das war es. Stimmt ja. Willst du es sehen?"
    
    Mir stieg das Blut in den Kopf und mir wurde heiß. Das Schachspiel hatte meine gesamte Konzentration gefordert, daher hatte ich nicht mehr an das Buch gedacht. Erst jetzt drang es in meine Gedanken ein.
    
    "Eigentlich nicht!", meinte ich und hatte die Hoffnung, damit dem Spiel und meinen Schicksal zu entgegen.
    
    "Musst du auch nicht. Eigentlich ist es ein Aufgabenbuch für mich. Sozusagen Hausaufgaben. Und wie wir alle wissen, müssen die gemacht werden. Sonst gibt es einen Eintrag ins Klassenbuch und Strafaufgaben. Wenn ich was nicht möchte, dann das!
    
    Komm her!"
    
    Kapitel 6
    
    Die letzten zwei Worte hatte Lisa lauter und bedrohlicher ausgesprochen, als wenn sie keinen Widerspruch gelten lassen würde. Ich zögerte noch einen Moment, was bei Lisa nicht gut ankam. Ihr Gesicht veränderte sich, sah verärgert aus.
    
    "Willst du wirklich, dass ich Strafaufgaben ...
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