1. Lisa, Fluch oder Segen


    Datum: 28.05.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... ansprach, sie mochte das Thema nicht, dann schüttelte sie mit dem Kopf. Es machte ihr dabei nichts aus, dass ich eine weibliche Partnerin nicht ausschloss. Wir hätten uns öfters über gleichgeschlechtliche Beziehungen unterhalten, was für sie genauso natürlich war, wie jede andere Form des Zusammenseins. Das Einzige was ich von ihr zu hören bekam war, dass sie weder Frauen noch Männer interessierten, jedenfalls nicht die, die sie kannte. Wie eine Frau oder Mann sein musste, um ihr zu gefallen, klammerte sie jedoch aus, wenn ich danach fragte. Die Antwort blieb sie mir schuldig.
    
    Kapitel 2
    
    Dann kam der Tag, den ich niemals vergessen werde. Jürgen hatte angerufen, dass er an einen See fahren wollte, um zu angeln. Es war Sommer und das Wetter gut. Wir würden zwar nicht viel fangen, dafür waren die Fische wahrscheinlich zu träge, aber darauf kam es nicht an. Dort zu sitzen, der Pose zuzusehen, wie sie auf den kleinen Wellen hoch und runter hüpfte, war Entspannung pur. Wir konnten das stundenlang. Eine der Beschäftigungen, der sogar Lisa nachkam. Schon als Kind war sie mitgefahren und ich musste immer daran denken, wenn ich sie mit ihrer kleinen Angel sah. Diese hatte ich ihr aus einem längeren Stock, etwas Sehne, einem Weinflaschenkorken und einem Haken gemacht. Was Jürgen und mich oft wurmte, war, dass sie teilweise mehr fing als wir. Wir mit unserer hochgezüchteten Ausrüstung waren oft nicht in der Lage, sie zu übertrumpfen. An diesen Tagen konnte man merken, dass es sie ...
    ... stolz machte, auch wenn sie es nicht nach außen trug.
    
    Zwei Stunden später saßen wir drei an einer Stelle, die wir gut kannten. Nicht sehr ertragreich, jedoch windgeschützt und vor allem kamen hier nicht laufen Leute vorbei, die sich darüber erkundigten, ob man etwas gefangen hatte. Lisa hatte natürlich inzwischen eine andere Angel bekommen. Jeder von uns hatte an dem Tag nur eine mitgenommen, denn wie gesagt, es ging nicht darum, etwas zu fangen. Stattdessen saßen wir nebeneinander, sagten aber kein Ton, starrten vor uns hin und genossen die Ruhe. Nur ab und zu konnten wir das Schnattern von Enten hören oder andere natürliche Geräusche. Sonst herrschte Ruhe.
    
    Es war warm und sowohl Jürgen als auch ich, saßen luftig bekleidet in unseren Stühlen. Nur Lisa war wie immer in ihre weiten Schlabberklamotten eingehüllt und schien offensichtlich zu schwitzen. Ein leichter Film von Flüssigkeit lag auf ihrer Stirn und ließ diese glänzen. Es war Sommer und über zwanzig Grad im Schatten. Jürgen fing als Erstes etwas, zwar nur einen kleinen Barsch, der uns zuvor mehrmals die Köder vom Haken abgeknabbert hatte. Wir gingen jedenfalls davon aus, dass er es gewesen war. Da wir aber davon ausgegangen waren, dass wir nichts fangen würden, hatten wir den Fangkorb vergessen, den wir im Wasser versenken konnten, um unsere Beute lebend aufbewahren zu können. Erst ab einer gewissen Menge lohnte es sich, den Fang mitzunehmen. Wenn also die Verwandten des Barsches vernünftig genug waren, würden sie ...
«1...345...99»