Mias Geheimnis 01 Allein zu Haus
Datum: 21.04.2025,
Kategorien:
Hausfrauen
... Wetter-App öffne, die mir für den jetzigen Moment einen klaren Himmel anzeigt, beantworte ich mir laut meine Frage:
„Anscheinend alle." Wie immer.
Um halb 8 gibt mein Handy einen kurzen Piepton von sich, teilt mir eine neue Nachricht von meiner Mutter mit. Ich öffne das zugesandte Video und merke, wie sich die langsam in mir aufschäumende Wut mit einem Mal verflüchtigt.
Mama filmt Ben, der einen kleinen Frack trägt, den sie ihm zurechtgenäht hat. Ben, der am letzten Silvester, im Alter von 2 Jahren, zum ersten Mal eine Frühvorstellung vonDinner for One sah, spielt die Bewegungen von James, seinem neuen Helden, fast 1-zu-1 nach. Eine von ihm verwendete Fantasiesprache ersetzt das Englisch und ich muss lachen, als er seiner Großmutter auf Nachfrage mehr Wasser ins Sektglas schüttet, anschließend davontorkelt und über Markus stolpert, der auf dem Boden das bekannte Tigerfell mimen muss.
Nachdem ich das Video ein paar Mal angeschaut habe, lege ich das Handy wieder weg und schenke mir die dritte Tasse Kaffee ein. So langsam verstehe ich, warum ich kaum herunterkomme...
Ich denke an Mama und Markus und wie sich unser Verhältnis gebessert hat, seit Ben da ist. Das war zum Zeitpunkt als Mama Markus kennenlernte keineswegs der Fall gewesen. Abgesehen davon, dass ich Markus' Gehabe, sich als lang ersehnter Vater aufzuspielen, rigoros ablehnte, störte mich prinzipiell einfach alles an ihm. Markus ist 11 Jahre jünger als Mama, die in ihren Fünfzigern zwar nach wie vor ...
... über ein tolles Erscheinungsbild verfügt, deren Sprung in ein Leben mit dem jüngeren Mann aber zwangsläufig zu mehreren, für mich schwer zu akzeptierenden Veränderungen führte. Die drastischste Veränderung war zweifelsohne der Umzug in ein abgelegenes Waldhaus, fast 100 km entfernt von meiner Heimatstadt.
Lukas' und mein Umzug in das kleine 1.500-Einwohner-Dorf, das nur 20-25 Minuten von Mamas Haus entfernt ist, und die Geburt von Ben änderten das jedoch knappe 2 Jahre später wieder. Nicht nur stellte das Baby unser Leben völlig auf den Kopf, auch die von Natur aus unergründliche Mutter-Tochter-Liebe wurde fast wieder gänzlich hergestellt. Sogar mein Verhältnis zu Markus, der mit Mitte 40 jeden Tag mehr zum Vorzeigeopa wird, hat die Existenz dieses kleinen Troublemakers zu einer tatsächlichen Freundschaft verbessert - was mir zig Mal lieber ist, als ein unechtes Vater-Tochter-Gehabe.
„Wir feiern eine kleine Party", schreibt Mama, als sie mir in den darauffolgenden Minuten mehrere Fotos zusendet. Fotos, auf denen die 3 zusammen lachen, essen, trinken, sogar zu tanzen scheinen. Ich bemerke ein kleines, beleidigtes Zwicken in meiner Magengegend.
Ich sollte heute eine Party feiern, denke ich. Schließlich war ich es, die vor einer Woche, an ihrem eigenen Geburtstag, gut 40-50 Leute bespaßen und bekochen musste, während alle anderen - mein Ehemann inklusive - einen traumhaft entspannten Abend zu genießen schienen. Aber Mama und Markus scheinen sich ihrer in meinen Augen ...