1. Verrat 3


    Datum: 30.05.2019, Kategorien: Hardcore,

    ... lassen.“
    
    „Ich bin kein Straßenkind.“
    
    „Ach dann bist du einfach eine magersüchtige Touristin, die einfach nur am falsche Strand angespült wurde.“
    
    „Ich bin nicht Magersüchtig.“
    
    „Kind, belüge dich nicht selber.“
    
    „Ich belüge mich nicht, wie kommen Sie darauf, mich so zu nennen?“
    
    „Wann hast du das letzte mal in einen Spiegel gesehen?“
    
    „Das ist schon was her“, sagte ich und stand vom Bett auf.
    
    An der Wand hing ein Spiegel, dem ich mich nun nackt zuwendete. Ich hatte schon an meinen Händen und Unterarmen gesehen, dass ich wohl dünner geworden war, aber das ganze Ausmaß war mir nicht klar. Ich sah mein Skelett überall herausragen. Sogar unter meinem Busen. Ich hatte vorher B. jetzt hatte ich nicht einmal mehr A. Mein Bauch war nach innen gewölbt und zeigte überdeutlich mein Becken. Und mein Gesicht war das eines Gespenstes.
    
    „Oh mein Gott“, sagte ich.
    
    „Sag mir nicht, das hast du nicht gewusst“, sagte er skeptisch.
    
    „Nein“, sagte ich. „Nicht so.“
    
    „Wie kann man nicht bemerken, dass man verhungert.“
    
    „Wenn man eingesperrt ist“, sagte ich beiläufig, während ich mich weiter selber anstarrte.
    
    „Eingesperrt wie die Tochter des Diplomaten, die man nach drei Monaten gestern wieder freigelassen hat?“
    
    Hatten die noch mehr Diplomatentöchter verschleppt, war einer meiner Gedanken.
    
    „Hast du in letzter Zeit gar nichts mitbekommen. Mädchen wo warst du? Das war in allen Medien. Die Tochter des Botschafters von Deutschland in Rom ist entführt worden. Sie ...
    ... wurde gestern gegen eine Zahlung von einer Millionen Euro freigelassen. Sie ist jetzt im Krankenhaus.“
    
    Ich starrte ihn nur an. Ich war die Tochter des Botschafters. Ich war hier. Aber wer war dann im Krankenhaus?
    
    Ich ging an ihm vorbei zum Fernseher und schaltete ihn an. Ich nahm die Fernbedienung und zappte durch die Kanäle bis ich italienischen Nachrichten fand. Und wirklich, in einer Sondersendung sah ich, wie Sie darüber berichteten, das Jaqueline Triturabis, also ich, die Entführung recht gut überstanden habe und nur bei der Freilassung einige Wunden im Gesicht erhalten hatte. Und dann kam ein Bild von einer Frau in meinen Kleidern, die einen Verband um den Kopf trug und die von meiner Mutter von den Reportern geschützt wurde und in eines der Botschafterautos gebracht wurde.
    
    Wer zum Teufel war das? Wer gab sich da für mich aus und wie konnte meine Mutter sie für mich halten?
    
    Und dann kam ein Bild, das zeigte sie. Und obwohl es nur minimal war, was noch von ihrem Gesicht zu sehen war, ich erkannte es trotzdem. Diese kleine Narbe über dem linken Auge. Das war Anna. So ein verdammtes Miststück. Hatte sie sich als mich ausgegeben und hatte mich auf der Insel verrotten lassen? Wie konnte ich mich so in ihr getäuscht haben?
    
    Eine Stimme in mir sagte, ein gewisses Talent Bad Boys zu finden hast du schon, denk an Antoni. Oder der Typ auf dem Passstraße in den Alpen. Trotzdem, ich hätte schreien können. Sie hatte mir mein Leben gestohlen und beinahe auch für mein ...
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