1. 2x2 am Loch Ness


    Datum: 30.04.2025, Kategorien: Betagt,

    ... Abendessen im Lovat-Hotel war gut und hatte eindeutig mehr kulinarische Klasse als ein Pub-Steak. Dazu gab es ein unglaublich leckeres rotes Red-Kite-Ale aus der in der Region führenden Black Isle Brewery nördlich von Inverness.
    
    „Es ist so schön, zwei Wanderbegleiter wie Euch gefunden zu haben", seufzte irgendwann Rose. „Es ist Gwen und mein erster gemeinsamer Urlaub seit drei Jahren. Und in dieser Zeit lagen zweieinhalb Jahre reine Hölle für uns Krankenhausärzte."
    
    Michael und ich ließen die beiden Ärztinnen reden. Wir hatten das Gefühl, es tat ihnen gut, sich endlich einmal ihre Erfahrungen und ihren Frust gegenüber Menschen, die mit ihnen beruflich nicht verbunden waren, von der Seele zu reden.
    
    „Dreimal sind wir von Pandemie-Wellen überwältigt worden. Im Frühjahr 2020, als auch in der Ärzteschaft die wenigsten wussten, mit was für einen Virusgegner zu tun hatten."
    
    „Sind auch genug Kollegen und Krankenschwester infiziert worden. Bei uns in Leeds sind drei Ärzte selbst an COVID gestorben", ergänzte Gwen.
    
    „Dann im Winter 2020/21, das war bei den chaotischen Quarantänezuständen wohl die schlimmste Phase. Und dann noch einmal im Winter darauf, weil im Sommer alle leichtsinnigerweise meinten, dass alle Gefahr von alleine überwunden sei und die beginnenden Impfungen alle Probleme lösen würden."
    
    „Besonders unsere Gesundheitspolitiker", schimpfte Gwen erkennbar zornig. „Die Bevölkerung unter Quarantäne stellen, uns Ärzte und unsere Schwestern fachfremd bis an den ...
    ... Rand der totalen Erschöpfung arbeiten zu lassen und dann selbst Partys feiern und mit den geliebten Nebenfrauen am Hintereingang der Ministerien rumknutschen und fummeln. Das hat viel böses Blut hinterlassen."
    
    „Seid ihr eigentlich überhaupt nach Hause gegangen?" Michael und ich waren echt neugierig geworden. Hier bekamen wir einen Erste-Hand-Eindruck, was diese Pandemie im Krankenhausalltag bedeutet hatte.
    
    „Ich bin im Winter 20/21 fünf Wochen lang nicht zu Hause gewesen", antwortete Gwen. „Als den hektisch forschenden Wissenschaftlern klarer wurde, dass der menschliche Darm für die Infektionswege des Virus immer bedeutsamer wurde, hat man mich als Facharzt sieben Tage die Woche sechszehn Stunden lang im Dienst gehalten. Ich habe in der Zeit mir mit einer Kollegin ein Bett in einer umgerüsteten Abstellkammer geteilt, in der man ein paar Stunden Erschöpfungsschlaf bekam."
    
    „Zum Dank dafür haben Boris Johnson und Matt Hancock auch einmal in der Woche für fünf Minuten applaudiert", klang Rose sehr grimmig.
    
    „Und anschließend haben sie entspannt rumgevögelt, während wir noch nicht einmal die Kraft hatten, uns selbst zu befriedigen."
    
    Michael und ich konnten merken, dass diese Erfahrungen selbst bei unseren psychologisch und physisch robust erscheinenden Ärztinnen tief Spuren und Narben hinterlassen hatten.
    
    „Und dann erwische ich bei meiner überraschenden Heimkehr meinen Ehemann mit unserer lüsternen Nachbarin in meinem Bett inflagranti." Gwen war jetzt richtig rot im ...
«12...121314...30»