Der Jubilar
Datum: 22.06.2025,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
... Herzblut und Liebe hatte er diesen Abend für sie vorbereitet, sie bewirtet, umworben, bedient und mit Charme und Witz unterhalten, ohne jeden Hintergedanken, ohne Eigennutz, sondern nur, weil er sich auf diese Weise seiner Ariane näher fühlte. Nein, Christina fühlte sich nicht betrogen oder missbraucht, sie war es doch, die all das hatte erleben, empfangen und genießen dürfen und es hatte sie tief beeindruckt, auch wenn er in seinem Innern an seine Ehefrau gedacht hatte, die nicht mehr da war. Es war ihr Job gewesen, für ein paar Stunden in diese Rolle zu schlüpfen, dafür wurde sie bezahlt, aber als er ihr dann sein Herz ausgeschüttet, seine zarten und so zerbrechlichen Gefühle gezeigt hatte, da war sie aus der Rolle heraus gefallen, war einfach sie selbst geworden und jetzt wollte sie nicht einfach gehen, ihn seiner Einsamkeit überlassen und auch selber nicht in die Einsamkeit der Nacht verschwinden, nach einem solchen Abend. Sein Alter spielte plötzlich keine Rolle mehr für sie. Sie wollte ihm nah sein, ihn küssen, berühren und sei es noch so unprofessionell.
Und Friedhelm? Der saß nicht weniger verwirrt da und sah zum ersten Mal in Christina nicht nur seine Ariane, sondern eine sehr attraktive Frau, die ihn gerade geküsst hatte. Wieso hatte sie das getan? Er hatte doch klar gesagt, dass er keinen Sex wollte. Am besten wäre es, wenn sie jetzt ginge, dachte er, aber im gleichen Moment hoffte er, dass sie es nicht tun würde, als sie auf die Uhr sah. Wie sollte er sich ...
... jetzt nur verhalten? Er konnte doch nicht an seinem Hochzeitstag eine andere küssen. Was würde Ariane dazu sagen? Ja, was würde Ariane dazu sagen, überlegte er einen Moment, und wie von selbst dachte er nicht nur ans Küssen, sondern an all die wunderbaren Hochzeitstage, die mit ihr im Bett so wundervoll abgerundet worden waren. Aber Ariane war nicht mehr da. An ihrem eigenen Hochzeitstag ließ sie ihn allein. Wäre es da wirklich so schlimm, wenn eine andere jetzt ihre Rolle einnehmen würde? Doch plötzlich wurde Friedhelm bewusst, dass das Thema Sex all die Jahre überhaupt keine Rolle mehr für ihn gespielt hatte. Bestimmt konnte er gar nicht mehr in seinem Alter. Es wäre doch besser wenn Christina jetzt ginge und er sich nicht blamieren würde.
Beide saßen sie da, sahen sich an, unsicher. Schließlich nahm Christina vorsichtig Friedhelms Hand. Sie war erfahren genug, um zu wissen, dass er nicht die Kraft haben würde, auf sie zuzugehen, eher würde er sich wieder in seinen Panzer aus Disziplin zurückziehen, wenn diese unklare Situation noch länger andauerte. Diese traurige Vorstellung gab ihr den Mut, das Verrückteste zu tun, was sie bisher als Escort getan hatte: „Unsere Zeit ist gleich vorbei," fing sie zögerlich an zu sprechen, „ich möchte mich bei dir für diesen wunderbaren Abend bedanken." Sie sah in seine feucht glänzenden Augen. „Normalerweise würde ich jetzt gehen, aber ich möchte das nicht, ich möchte nicht, dass du jetzt gleich allein in dein Bett gehst und ich möchte nach ...