1. Argonauta Kapitel 08-11


    Datum: 01.07.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    Liebe Leserinnen und Leser,
    
    um euch den Start ins Jahr 2021 ein wenig zu versüßen, habe ich mir diesmal eine kleine Überraschung ausgedacht: unter allen Leserinnen und Lesern, die unter ihrem angemeldeten Benutzernamen (nicht anonym) in den ersten vier Wochen nach Veröffentlichung dieses Teils einen Kommentar hinterlassen, verlose ich ein kleines Geschenk - Mitmachen lohnt sich also!
    
    Wie immer wünsche ich euch beim Lesen viel Freude, gute Unterhaltung und natürlich freue ich mich über möglichst viele Kommentare von euch.
    
    Bleibt gesund!
    
    Zu den ersten beiden Teilen gelangt ihr hier:
    
    Argonauta Kapitel 01-02
    
    Argonauta Kapitel 03-08
    
    Kapitel 8: Eine kleine Bitte
    
    Das angestrengte Scharren des über weiße Papierbögen kratzenden Kugelschreibers war wie Musik in seinen Ohren. Genauso wie das unaufdringliche und monotone Ticken der antiken Kaminuhr, die in einem vollgestellten Wandregal stand und dann und wann zu jeder vollen und halben Stunde hell läutete, hatte es für ihn etwas zutiefst Beruhigendes. Von draußen drang das leise Zwitschern von Vögeln durch die Fenster seines ziemlich anachronistisch anmutenden Büros.
    
    Donald G. Singer war Professor für Kunstgeschichte und dementsprechend sah sein Arbeitszimmer auch aus. Es gab praktisch keinen einzigen Flecken, der nicht mit allerlei Nippes aus den unterschiedlichsten Zeiten und Epochen aus aller Welt zugestellt gewesen wäre. An der Wand hing eine verkleinerte Replik von William Adolphe BouguereausGeburt ...
    ... der Venus, ein beeindruckend naturalistisches Bild, das die nackte griechische Liebesgöttin Aphrodite darstellte, die soeben als die Schaumgeborene dem Meer entstieg, umringt von zahlreichen Nymphen und Putti. Direkt daneben hing an der Wand ein Didgeridoo aus Eucalyptusholz, das mit bunten Malereien überzogen war, die allesamt Tierdarstellungen zeigten. Nichts in diesem Raum schien in irgendeiner Weise zueinander zu passen und doch harmonierte alles auf merkwürdige Art miteinander als gehörte die Einrichtung schon immer so zusammen. Einzig der moderne Desktop-PC auf seinem Schreibtisch schien seltsam deplatziert zu sein. In der Tat hatte Singer eine Abneigung gegen das Gerät. Er und die moderne Technik waren einfach nicht miteinander kompatibel. Papier war ihm wesentlich lieber als Bildzeilen, die über einen leuchtenden Bildschirm flimmerten.
    
    Singer war ein untersetzter Mann Ende fünfzig. Sein schlohweißes Haar war an etlichen Stellen schon ziemlich licht und die kahlen Bereiche ließen sich selbst durch geschicktes Kämmen nicht mehr vollständig verbergen. Er trug einen ebenso weißen, akkurat gestutzten Vollbart und auf seiner Nase ruhte eine Nickelbrille, die ihn milde und großväterlich erscheinen ließ. Er murmelte leise vor sich hin, während er konzentriert dabei war, die Klausuren seiner Studenten zu korrigieren. Schon seit Tagen drückte er sich vor dieser Aufgabe, die ihm ziemlich unlieb war. Aber es musste sein, denn die Studierenden warteten schon gespannt auf die ...
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