1. Teufelskreis 02: Der Pakt


    Datum: 03.07.2019, Kategorien: BDSM

    ... hatte schon dreimal das Studienfach gewechselt, belegte im Moment eine einzige Soziologievorlesung und hatte die rechte Seite ihres Schädels kahlrasiert, die linke pink gefärbt. Irgendwann begannen sich die beiden miteinander zu unterhalten. Ich saß still daneben, starrte in meinen Teller Mensa-Spaghetti und hoffte, dass man mir mein Herzrasen nicht ansah.
    
    Noch ein Matheseminar am Nachmittag. Dann zwei Stunden ziellos durch die Stadt schlendern. Und schließlich: zurück.
    
    Es begann Herbst zu werden. Orangefarbene und braungoldene Blätter trudelten um mich her. Der Weg zu Neros Haus schien endlos. Meine Hände waren schwitzig, mein Magen schlug Purzelbäume, und doch gab es Momente, in denen ich meine ganze Angst und Aufregung vergaß. Bald würde das Wetter umschlagen und alles nass und grau werden -- aber gerade im Moment war es prachtvoll.
    
    Ich trug weite Stoffhosen und einen Pullover aus Fake-Kaschmir, der mich auch den ganzen Winter über warmhalten würde. Vielleicht konnte ich mich noch zu lebhaft an meine kalten Füße und die Gänsehaut in Neros Wohnzimmer erinnern.
    
    Vor der Tür blieb ich stehen. Eine Sekunde. Fünf Sekunden. Zehn Sekunden. Ich drückte die Klingel.
    
    Derselbe Securitymann wie am Vortag öffnete mir und winkte mich herein, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    
    „Zweiter Stock, erste Tür links", sagte er nur. Ich nickte und huschte mit gesenktem Kopf an ihm vorbei. Ob er wusste, was hier abging?
    
    Schon auf halber Strecke wehte mir Musik entgegen. ...
    ... Flirrende Tonleitern, perfekt intonierte Solophrasen. Ich hatte mich nie groß für klassische Musik interessiert, ich bevorzugte immer Musik, zu der man tanzen konnte ... Aber es stand außer Frage, dass Nero spielen konnte.
    
    Vor der angewiesenen Tür blieb ich abermals stehen und lauschte. Er war nicht nur gut -- er spielte wie ein Gott!
    
    Ich klopfte. Als keine Antwort kam, öffnete ich die Tür vorsichtig.
    
    Dahinter lag ein kleiner, fast leerer Raum: Parkettboden, ein teures Sofa an der Wand, Fenster zum Garten hinaus, eine Kommode und ein Beistelltisch. Bernsteinfarbenes Licht ström von einer Designerlampe an der Decke. Nero stand vor dem Fenster, Rücken zu mir, hatte die Geige an den Hals gepresst und unterbrach sein Spiel nur für einen Augenblick, als er mich hereinkommen hörte.
    
    „Hallo, Chiara. Zieh dich bis auf den Slip aus, knie dich hin und warte."
    
    Er zupfte blitzschnelle Töne mit den Fingerspitzen, dann spielte er eine Reihe von Trillern, schließlich wieder langgezogene, irgendwie unheimliche Töne. So schnell, dass ich selber überrascht war, kam ich seiner Aufforderung nach. Schließlich war ich aus keinem anderen Grund hierhergekommen. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen, meine Wangen glühten, aber ich zog Pulli, BH, Schuhe, Socken und Stoffhosen aus, legte sie neben dem Sofa auf den Boden und kniete mich hin.
    
    Ich wartete.
    
    Nero spielte.
    
    Meine Knie begannen zu schmerzen. Was sollte das? Aber ich wartete.
    
    Nero spielte.
    
    Ich wartete.
    
    Es war eine ...
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