1. Schwängere mich!


    Datum: 11.07.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... leerten.
    
    Bald kamen wir an jenem schmerzhaften Thema an, was unter anderem auch der Grund für die Versöhnung war. Sie hegten schon lange einen Kinderwunsch: erfolglos. Während bei uns in dieser Hinsicht alles fast wie am Schnürchen lief und Anna mit unserem dritten Kind schwanger war, verbrachten Gaby und Thomas die letzten Jahre in den Praxen der unterschiedlichsten Ärzte, um im langsamen Prozess der künstlichen Befruchtung und den dazugehörigen Untersuchungen voranzukommen. Zum Glück konnte Thomas scheinbar locker mit der Situation umgehen und erzählte seine Erlebnisse mit Gags und Lachern. Natürlich merkte ich dabei, dass sein humorvoller Umgang nur eine Tarnung war und dass es ihn in Wahrheit viel schwerer mitnahm.
    
    Am nächsten Tag musste Thomas berufsbedingt zwei Tage früher abfahren als geplant, Gaby aber blieb. Auch dies schien für mich nicht sonderbar zu sein, da sie sich mit meiner Frau bestimmt viel zu erzählen hatten, es gab ja viel nachzuholen. Das Abendessen aber war eigenartig: beide waren ruhig, sagten kaum etwas. Aber so kannte ich meine Frau überhaupt nicht.
    
    Beim Aufräumen zog sie mich dann zur Seite und sprach mit ungewohnter Stimme: "Gaby möchte dich um etwas bitten. Du musst wissen: du hast meinen Segen dafür."
    
    Ehe ich überhaupt reagieren konnte, schob sie mich bereits ins Wohnzimmer, wo Gaby auf dem Sofa saß und mich mit derselben, sonderbaren Miene ansah wie meine Frau.
    
    "Gehen wir am besten ins Gästezimmer hinauf", sagte sie und ich ...
    ... folgte ihr wie ein braver Hund.
    
    Oben angekommen, machte sie die Tür zu und setzte sich aufs Bett. Ich tat genauso, aber mit einem gewissen Abstand zu ihr, wie das eben bei Personen der Fall ist, die einem nicht allzu nahe stehen. Daraufhin setzte sie sich aber näher zu mir und verringerte sowohl buchstäblich als auch sinnbildlich die Distanz zwischen uns. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was sie vorhatte.
    
    "Ich bitte dich, streng vertraulich zu behandeln, was ich dir jetzt sagen werde. Erzähle es außer Anna niemandem weiter. Auch nicht Thomas. Versprich es mir!"
    
    Ich antwortete mit einem gelangweilten "ja".
    
    "Dann sag es bitte!", forderte sie mich auf.
    
    "Ich verspreche es", sagte ich daraufhin leicht irritiert, was sie beruhigte.
    
    "Danke. Also, du weißt ja, dass wir mit Thomas schon seit längerer Zeit ein Kind haben möchten. Aber es will einfach nicht klappen. Man merkt es ihm nicht an, aber die Sache nagt an ihm. Seine Männlichkeit, sein Stolz -- es geht ihm nicht gut. Mir auch nicht. Ich möchte unbedingt ein Baby. Ich möchte eine Mutter sein, ich möchte jemanden auf die Welt bringen, umsorgen, großziehen."
    
    Sie klang frustriert. Ich nickte mitfühlend.
    
    "Wir haben vor einiger Zeit die Prozedur der künstlichen Befruchtung angefangen. Die Hormonbehandlung klappte gut. Doch die Punktion und der Transfer, also wenn die Eizelle herausgenommen und wenn der Embryo eingepflanzt wird, war für mich ein Horror. Ich hatte Angst und war total unter Stress. ...
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