1. Alisha: Eremitage Teil 06-3


    Datum: 24.07.2019, Kategorien: BDSM

    Alisha: Eremitage. Eine BDSM-Weihnachtsgeschichte Teil 6
    
    Fünfter Akt: Katarsis
    
    (c) Astrum Argenteum 2022
    
    Teil 3 (Tochter der Flammen)
    
    "Libera me, Domine, de morte aeterna,
    
    In die illa tremenda,
    
    Quando coeli movendi sunt et terra,
    
    Dum veneris judicare saeculum per ignem.
    
    Tremens factus sum ego et timeo,
    
    Dum discussio venerit atque ventura ira,
    
    Quando coeli movendi sunt et terra.
    
    Dies irae, dies illa, calamitatis et miseriae,
    
    Dies magna et amara valde,
    
    Dum veneris judicare saeculum per ignem.
    
    Requiem aeternam dona eis, Domine,
    
    Et lux perpetua luceat eis.
    
    Libera me, Domine, de morte aeterna,
    
    In die illa tremenda,
    
    Quando coeli movendi sunt et terra,
    
    Dum veneris judicare saeculum per ignem."
    
    (Verdi, Messa da Requiem, Libera Me)
    
    +++
    
    Ich hatte mich mittlerweile damit abgefunden, dass Alisha ein, wie soll ich sagen, experimentierfreudiges Verhältnis gegenüber Schmerzen hatte. Von frühester Kindheit an waren Schmerzen ein Teil ihres Lebens, erst ungewollt, durch andere, dann zunehmend durch ihr eigenes Zutun. War es in ihrer Teenagerzeit die Selbstverletzung durch Ritzen, kam irgendwann die Sexualität ins Spiel.
    
    Alisha hatte eine verstörende, gefährliche Sexualität entwickelt, von der ich mittlerweile ein fester Bestandteil war, ob ich das wollte oder nicht. Es war mir nicht leichtgefallen, dieses Bedürfnis von ihr zu akzeptieren, das mit dem Begriff „Masochismus" nur sehr schwer zu fassen ist. Gerade aufgrund ihrer ...
    ... problematischen Jugend und ihrer Gewalterfahrungen war es für mich immer schwierig, mich darauf einzulassen, wenn sie nach Schmerzen verlangte.
    
    War es Selbstverletzung? War es ihr freier Wunsch? Was war das überhaupt, ein freier Wille? Kaum jemand schien mir so frei zu sein, wie Alisha. Aber auch kaum jemand so getrieben von den Dämonen ihres Lebens. Sie war ein dunkler gefallener Engel zwischen den Welten, ihre Flügel überspannten die ganze Erde, der Saum verschmutzt von Morast, die Spitzen entzündet von der gleißenden Sonne. Sie war die Tochter der Flammen, die Prinzessin der Stäbe, sie hatte den Tiger gezähmt und ihre Ängste überwunden. Sie war unverletzbar geworden, nur sie selbst hatte Macht über sich, sonst niemand.
    
    Wenn sie Schmerzen erleben wollte, dann war das ein selbstverständlicher Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Und diese respektierte und verehrte ich. Deshalb war ich mittlerweile sicherer im Umgang mit meiner Rolle als derjenige, der ihr Schmerzen zufügte. Auch ich hatte meine Zweifel und Ängste überwunden, in erster Linie durch ihre Hilfe. Ich lernte unentwegt von ihr. Alisha hatte auch mich befreit. Und so führte ich sie heute zu einem neuen Abenteuer, einer neuen Erfahrung für uns beide. Mit dem Unterschied, dass diese für sie mit Schmerzen verbunden sein würde. Sehr, sehr starken Schmerzen.
    
    +++
    
    Alisha stand in der Mitte des Raumes, ein Sonnenstrahl, der durch das zerborstene Dach fiel, erleuchtete und wärmte sie. Immer noch war ihr das Erstaunen ...
«1234...12»