1. Hoch-Rhöner


    Datum: 26.07.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... einzuladen. Schnell stellten sie fest, dass sie auf den gleichen Wegstrecken des Fernwegs unterwegs waren und mangels Alternativen die gleichen Unterkünfte gebucht hatte. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile über den Fernwanderweg, das Wandern an sich und die einzelnen Etappen. Fasziniert hörte er ihr zu. Was aber nicht daran lag, was sie sagte sondern wie ihre Stimme klang. Nachdem sie beide ihre Gläser geleert hatten, wollte er sie gern noch auf ein weiteres Glas einladen. Aber mit dem Hinweis auf den morgigen Streckenabschnitt lehnte sie ab. Einen Moment blitzte Enttäuschung in Pauls Gesicht auf, was ihr wohl nicht entging. Doch dann schlug sie vor, dass man sich ja zum gemeinsamen Frühstück treffen könne. Also machten sie schnell 8 Uhr aus. Dann sagte sie noch zu Paul, "Ich heiße übrigens Angelika".
    
    Als Paul später im Bett lag und nachdachte, passte es ihm so gar nicht, Kontakt geknüpft zu haben. Er redete sich ein, dass es ja nur ums Wandern ginge, aber irgendwie war er unzufrieden mit sich selbst. Kontakte störten seine Ruhe - auch wenn es nur gleichgesinnte Wanderer waren.
    
    Am nächsten Morgen war Paul überpünktlich beim Frühstück. Er wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, als ob er schon warte. Aber ebenso wollte er vermeiden, zu spät zu kommen. Während sie ausgiebig frühstückten, tauschten sie sich darüber aus, wie sie jeweils die Tagesetappe angehen wollten. Es war Paul völlig klar, dass jeder für sich alleine gehen würde. Wenn man es gewohnt ist, ...
    ... allein zu laufen, ist es sehr schwierig einen gemeinsamen Rhythmus zu finden und das kann dann die Freude am Laufen trüben. Offensichtlich war Angelika so erfahren, dass ihr auch klar war, dass man am besten allein läuft. Aber gerade als jeder für sich aufbrechen wollte, schlug Angelika vor, dass sie sich zur Mittagszeit zu einer gemeinsamen Rast treffen könnten. Nach einem Blick in die Karten verabredeten sie sich ungefähr auf halber Strecke an einem markanten Aussichtspunkt.
    
    Nachdem Paul die ersten eineinhalb Stunden gelaufen war, stellte er erstaunt fest, dass er gar nicht auf die Landschaft geachtet hatte. Seine Gedanken hatten nur um Angelika gekreist und um sein Bestreben, ja rechtzeitig am Treffpunkt zu sein. Er musste sich eingestehen, dass ihn Angelika faszinierte und er sie auch sehr anziehend fand. Dies ließ ihn nur umso mehr über sich staunen, denn normaler Weise interessierte er sich nicht für andere Frauen. Und außerdem kannte er sie ja nicht und sie war nur ein anderer Wanderer. So war er dann jetzt auch ein klein wenig über sich selbst verärgert, da er doch eigentlich nur wandern wollte und sich jetzt aber gedanklich mit einer anderen Frau beschäftigte.
    
    Als Paul an dem Aussichtspunkt ankam, war Angelika offensichtlich schon etwas länger da, denn sie hatte schon etwas zu Essen aufgedeckt und eine Flasche Wein auf den Rasttisch gestellt. Entschuldigend sagte sie zu Paul, dass sie in einem kleinen Ort an einem Lebensmittelladen vorbei kam, dem sie nicht ...
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