1. Hoch-Rhöner


    Datum: 26.07.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... er es nicht. Auch sexuell ließ er nach. Die Zeiten, als er dreimal am Tag konnte waren schon lang vorbei. Wenn er er heute Sex hatte - meist mit sich allein - war er schon nach einem Mal erschöpft. Es amüsierte ihn, wenn er andere alte Männer hörte, die mit ihrer Potenz prahlten. Denn er dachte dann immer an die kleinen Helfer aus dem Labor. Und je mehr er darüber nachdachte, wie mache Altersgenossen sich zum Affen machten, desto mehr wollte er in Ruhe gelassen werden. Es war ihm einfach zu anstrengend geworden. Er wollte nur laufen - einen Schritt nach dem anderen.
    
    Am nächsten Morgen freute er sich auf sein Frühstück. Seine Füße schmerzten noch vom ersten Tag, aber das kannte er schon. Erst nach dem dritten Tag würde es besser werden, wenn er endlich eingelaufen war. Als er beim Frühstück saß, sah er wieder die Frau, die gestern noch den Rotwein getrunken hatte. Sie ging wohl ebenfalls wandern, denn es stand schon ein Rucksack neben ihr und sie hatte schon Wanderschuhe an. Als er später an der Rezeption stand und sich abmeldete, verließ sie schon die Jugendherberge und wünschte ihm noch eine gute Wanderung. Dabei registrierte er, dass sie ca. 1,70 groß und schlank war. Ihre Haare hatte sie heute zu einem Pferdeschwanz zusammengeflochten.
    
    Die heutige Etappe würde recht lang dauern und er rechnete damit, erst relativ spät an seinem Ziel anzukommen. Aber das machte nichts. Heute würde er wieder in einer kleinen Pension übernachten. Da war er nicht an fixe Zeiten ...
    ... gebunden. So genoss er die Landschaft und den Weg und gönnte sich über Mittag auch eine längere Rast. Obwohl er wusste, dass es ihm danach deutlich schwerer fallen würde, wieder in seinen Laufrhythmus zu kommen. So kam er tatsächlich spät in der Pension an und als er sein Zimmer bezogen und geduscht hatte, telefonierte er noch kurz mit seiner Familie. Danach musste er sich zusammenreißen und trotz seiner Müdigkeit motivieren, noch etwas Essen zu gehen.
    
    Als er dann an seinem Tisch saß und die anderen Gäste musterte, war er überraschte, als er wieder die Frau aus der Jugendherberge sah. Sie war wohl schon mit dem Essen fertig, denn er sah nur noch ein Glas Rotwein vor ihr stehen und sie war wieder in ein Buch vertieft. Als sie aufblickte, entdeckte sie ihn ebenfalls und schien ihn wiederzuerkennen, denn sie lächelte und winkte ihm sogar freundlich zu. Während er aß, schaute er sie immer wieder an und fühlte sich dabei gelegentlich von ihr ertappt, wenn sie aus ihrem Buch aufsah. Gerade als er fertig gegessen hatte und sich noch ein Weizenbier bestellt, stand sie auf und schien gehen zu wollen. Umso überraschter war er, als sie ihr Rotweinglas ergriff und an seinen Tisch kam. Mit einem fröhlichen Lächeln, bei dem all ihre kleinen Fältchen im Gesicht mitlächelten fragte sie ihn mit einer wunderbaren Alt-Stimme, ob sie sich mit an seinen Tisch setzen darf. Er war erst etwas mürrisch, verlegen und verhalten, aber es gelang ihm gerade noch, bevor es unhöflich wurde, sie an den Tisch ...
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