1. Die Übernahme Kapitel 01


    Datum: 28.07.2019, Kategorien: BDSM

    Kapitel 1
    
    Wendepunkte
    
    Das war es also jetzt. Sylvia hielt den Bescheid über die Steuervorauszahlung in der Hand, den die Firma nicht bezahlen konnte. Ihre Firma, die Firma, an der ihr Name stand und der sie die letzten zwanzig Jahre ihres Lebens geopfert hatte. Gut, es war noch weit entfernt von einem DAX-Konzern, aber ihr kleines Team -- außer ihr selbst sechs Leute -- war ihr ans Herz gewachsen.
    
    Sie hatte ihre Mannschaft teilweise hart rangenommen, das war ihr zunehmend schwerer gefallen. Auch wenn sie selbst morgens häufig die Erste und abends die Letzte gewesen war, wusste sie, dass sie an ihre Angestellten nicht dieselben Maßstäbe anlegen durfte. Aber sie hatten alle mitgemacht und Sylvia war stolz auf jeden und jede von ihnen.
    
    Und jetzt würde sie sie enttäuschen. Sicher, man könnte mit dem Finanzamt streiten, auch mit den Banken, die deutlich signalisiert hatten, dass es nicht mehr Geld geben würde. Vielleicht sogar mit dem Kunden, der den letzten großen Auftrag einfach nicht bezahlte, aber Sylvia hatte keine Kraft mehr dazu. Vielleicht war es das Scheitern ihrer Ehe gewesen, überlegte sie. Hätte sie von ihrem Mann mehr Unterstützung erwarten können?
    
    Die Beziehung war ganz sicher nicht nur an ihrer Konzentration auf die Firma zerbrochen, aber geholfen hatte es auch nicht. Die Trennung war hässlich geworden und hatte sie viel Geld gekostet. Eine Schließung ihrer Firma würde sie nicht ruinieren, sie hatte extra eine GmbH gegründet und noch waren sie nicht ...
    ... überschuldet, aber es tat ihr vor allem für ihre Leute weh.
    
    Sie stand im Besprechungsraum am Whiteboard, wie sie es schon so oft getan hatte, und schaute in die Gesichter. Sie wussten natürlich alle schon Bescheid und machten ernste Mienen. Da war Andreas, der Älteste von ihnen, studierter Jurist und bedächtig, der ruhende Pol der Firma. Neben ihm Sabine, die dralle Buchhalterin. Was sie nicht an Zahlen im Kopf hatte, musste man nicht wissen. Dann Tabbi, schmal, dunkel, nicht mehr ganz jung, so wie fast alle im Raum. Sie wirkte schüchtern -- bis man ihr einen Computer in die Finger gab.
    
    Sie hatte ihr Team mühelos im Griff, was sich zwanglos damit erklären ließ, dass sie nicht nur die am besten Organisierte, sondern einfach in jeder Beziehung die Beste war. Ihr Team, das waren Stefan und Klaus, der Sportler und der junge Nerd, wobei das in Klaus Fall auch schon über vierzig Jahre waren, davon zwölf bei ihnen. Und schließlich Wolfgang, der einzige echte Jungspund, ihr Grafiker. Er war Mitte zwanzig, mit wilden Haaren und ebenso wilder Fantasie. Tabbi und Sylvia hatten ihn oft wieder einfangen und seine Ideen zähmen müssen, aber böse sein konnte ihm niemand.
    
    Sylvia hatte die Lage erklärt, in der sie sich befanden, hatte die verschiedenen Lösungsansätze und deren Schwierigkeiten erläutert, schließlich ehrlich zugegeben, dass sie selbst nicht mehr die Kraft zur Bewältigung ihrer Situation hatte und es ihr furchtbar leid tat, dass sie in der Vergangenheit so viel verlangt ...
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