1. Der Vertrag


    Datum: 09.08.2019, Kategorien: Sonstige,

    ... getrieben? Es schien wirklich der allerletzte Moment gewesen zu sein, hier noch einmal eine Chance zu bekommen. Und die war nicht einmal sicher. Man würde mir hier keine Träne nachweinen, wenn ich wieder abhaute - selbst mein kleiner Liebling hier nicht! Ich durfte diese Chance auf keinen Fall verpassen - eine zweite würde es nicht mehr geben!
    
    Ich riss mich von den Gedanken los.
    
    "Wo steckt eigentlich Josephine?" wollte ich wissen.
    
    "Beim Training."
    
    "Jetzt? - Am Sonntagnachmittag?"
    
    "Ja. Unser Trainer hat nur jetzt Zeit für sie. Aber sie müsste bald zurückkommen."
    
    Also trainierte auch er - was auch immer.
    
    "Was trainiert ihr eigentlich?"
    
    "Selbstverteidigung. Vati meint, es wäre nicht schlecht, wenn man sich in Notfall zur Wehr setzen kann."
    
    "Das finde ich auch. - Wollen wir den Tisch abräumen?"
    
    Ich hatte den Eindruck, als würde sich seine Mine einen Moment verhärtete - dann wurde er wieder locker.
    
    "Nö. Jo will bestimmt gleich auch noch einen Kaffee. Und dann wird sich schon jemand darum kümmern."
    
    Gerade hatte ich mir vorgenommen, diese Chance hier zu nutzen, aber es scheint schwer zu sein, aus seiner Haut herauszukommen. Vielleicht hätte ich besser auf sein Minenspiel achten sollen.
    
    "Ich räume schnell ab. Dann hole ich für Josephine neues Geschirr."
    
    "LASS DIE SACHEN STEHEN! Wir mögen das nicht, wenn jemand hier Unruhe reinbringt!"
    
    Ich fiel auf meinen Stuhl zurück. - Gerade hatte mir auch mein Sohn klar gemacht, welche Position ich ...
    ... hier hatte.
    
    Kurz darauf kam Josephine herein. Fast hätte ich es verstehen können, wenn Rolf bei ihr schwach geworden wäre. Sie trug ein silbergraues Kostüm mit kurzem Rock, schwarze Nylons mit einem kleinen silbernen Einhorn am linken Fußgelenk und eine große, elegante Umhängetasche, die sie in die Ecke legte. Die schulterlangen Haare hatte sie nicht zusammengebunden und bei jeder Bewegung schwang die Pracht um ihr hübsches Gesicht. Das heißt - fast hübsch. Ein roter Striemen zog sich oberhalb des linken Auges über ihre Stirn. Im Gespräch der beiden Kinder erfuhr ich, dass der Striemen vom Training war. Sie hatte eine Attacke ihres Lehrers falsch eingeschätzt. Mir kamen Zweifel, ob dies das Richtige für ein zartes Mädchen sei, aber zum Glück konnte ich diesmal meinen Mund halten.
    
    Später kam auch Rolf kurz vorbei - mit nacktem Oberkörper, wirren Haaren und total verschwitzt. Er sah zum anbeißen aus. Der Ansatz eines kleinen Bierbauches hatte sich in den Monaten fast zu einem klassischen Waschbrettbauch verändert. Die Muskeln an den Armen glänzten schweißnass und mit federndem Gang verschwand er zum Poolraum zum Duschen.
    
    Nach dem Abendessen versammelten wir uns alle am Kamin. Rolf eröffnete die Runde.
    
    "Ich wollte mit euch kurz über die neue Situation hier sprechen. Bea hat sich ja den Tag über etwas eingewöhnen können. Ihr Status ist auf dem "Arbeitsvertrag" festgeschrieben. Ich glaube nicht, dass es aus unserer Sicht nötig ist, trotzdem möchte ich den Status noch ...
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