1. Ius Primae Noctis


    Datum: 22.08.2019, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... Herr!"
    
    Lambert amüsierte sich über die Unterwürfigkeit, seine Ritter lachten und der kniende Mann setzte seiner Erniedrigung die Krone auf, indem er kichernd in den heiteren Spott über sich selbst einstimmte.
    
    Dann erhob er sich wieder und ließ eilig einen der Tische räumen.
    
    „Wünscht ihr zu speisen, mein Herr? Wir haben Kartoffelsuppe mit frischen Pilzen und gestern Abend wurde das fetteste Schwein geschlachtet!"
    
    Ein paar Frauen brachten Teller und Krüge heran, säuberten den Tisch und wischten sogar über die einfachen Stühle, auf denen Lambert und die Ritter Platz nahmen.
    
    „Rückgradlose, feige Schleimer!" meinte er dann zum Anführer seiner Wache. „Aber die sind mir lieber als die Halsstarrigen, deren Gehorsam man nur mit dem Schwert erzwingen kann."
    
    Er grinste zufrieden als der Wein gebracht wurde, nahm einen großzügigen Schluck und sah sich um. Welch beruhigendes Gefühl war es doch, diese allgegenwärtige Ängstlichkeit zu fühlen die ihm nahezu uneingeschränkte Herrschaft über die Menschen gab und schon seit Generationen für stabile Machtverhältnisse sorgte.
    
    Obwohl die Musik wieder spielte, blieb der Tanzboden wie leergefegt. Die Gäste standen in Gruppen zusammen, schielten verstohlen immer wieder zu ihm und seinen Männern herüber, und sogar der unmittelbar angrenzende Tisch war abgeräumt worden weil es niemand wagte, dort sitzen zu bleiben.
    
    „Zum Wohle meine Lieben!"
    
    Der Wein schmeckte vorzüglich und lief über die Kehle wie Wasser.
    
    „Bin ich ein ...
    ... Aussätziger? Wollt ihr mich nicht in eurer Mitte haben? Sind die Männer meiner Wache derart hässlich, dass alle Weiber sich verkriechen?" polterte Lambert lautstark. „Nennt ihr dies Gastfreundlichkeit?"
    
    Nur zögerlich kam Bewegung in die Leute. Es wurde gemurmelt, gezerrt und gestoßen und irgendwann wagten sich ein paar Männer mit gesenkten Mienen an den Tisch.
    
    „Auf euer Wohl!" wiederholte Lambert und hob seinen Becher an. „Wer von euch ist der Bräutigam? Und wo ist die Braut?"
    
    „Ich bezahle!" rief der Brautvater und klimperte mit einem Beutel voller Münzen. „Ich löse den Stechgroschen ein!"
    
    „Nur die Ruhe mein Freund! Wir wollen doch nicht gleich am Anfang von Geschäften sprechen! Habt ihr hier denn wirklich keine Manieren? Lasst mich doch den Brautleuten erst mal gratulieren!"
    
    „Die beiden werden bald wieder hier sein. Sie haben nur kurz die Geschenke ins Haus geschafft!" kam die schnelle Antwort.
    
    Lambert runzelte die Stirn.
    
    „Das ist unhöflich!" bemerkte er. „Ich erweise ihnen die Ehre meiner Gegenwart, möchte meinen Sanctus zur Verehelichung geben und dann glänzen die beiden durch Abwesenheit?"
    
    Der Brautvater zuckte als wäre jedes dieser Worte ein Peitschenhieb.
    
    „Die Zwei kommen gleich, mein Herr! Sie werden bald wieder hier sein!"
    
    Es war immer wieder dasselbe! Sie sträubten sich, suchten Ausreden und Entschuldigungen und versuchten das Unvermeidliche so gut als möglich hinauszuzögern. Fürst Lambert hatte schon alles Mögliche erlebt. Von vor ...
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