"Linus" Kapitel 2
Datum: 07.11.2018,
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An– und Ausgezogen,
... war den ganzen Tag bei der Arbeit gewesen.
Tausend Fragen schossen Linus durch den Kopf. War es seine Mutter gewesen? Würde sie Christina davon erzählen oder hatte sie das schon längst getan? Würde sie ihn darauf ansprechen, ihn fragen, warum er, wenn er sich schon als Gast im Haus seiner Tante einen runterholen musste, nicht wenigstens danach sauber machen konnte? Über solche Dinge wie Sex oder Selbstbefriedigung hatten sie noch nie miteinander geredet, das würde das peinlichste Gespräch werden, was er je geführt hatte. Oder war es seine Tante gewesen? Hatte sie gestern Abend doch den Aktenordner auf dem Schreibtisch liegen sehen? Hatte sie doch bemerkt, in was für einem Zustand er sich befunden hatte, als sie in sein Zimmer gekommen war? Das wäre noch peinlicher, als die Situation im Badezimmer am Morgen. Lebhaft konnte er sich an das Lächeln in ihrem Gesicht erinnern, als sie seinen geschrumpften Schwanz gesehen hatte. Und das alles nur wegen seiner verdammten Neugier und dieses verdammten Ordners. Sein Blick wanderte hinüber zu dem Regal, wo der Aktenordner mit der Aufschrift 'Erotik' unschuldig im Regal stand, als wäre nichts gewesen. Mit einem schlechten Gewissen ging Linus ins Bett. Noch bevor er einschlief, nahm er sich vor, am nächsten Tag wenigstens die Geschichten aus dem Ordner zu kopieren, sie aber erst zu lesen, wenn er wieder zuhause war.
Am nächsten Morgen war das schlechte Gewissen so gut wie verflogen. Dann hatte also jemand gesehen, was er in der ...
... Nacht getan hatte, diejenige hatte aber offenbar beschlossen darüber zu schweigen, sonst hätte sie ihn ja längst angesprochen. Was passiert ist, ist passiert, was nützte es also, sich Gedanken zu machen? Mit einem Blick aus dem Fenster stellte Linus fest, dass es etwas bewölkter war, als die letzten Tage, was er eigentlich gar nicht so schlecht fand, denn so konnte man sich wenigstens draußen aufhalten, ohne sofort in der glühenden Sonne zu schmelzen. Er ging ins Bad, dachte diesmal daran, die Tür zu verriegeln und genoss eine ausgiebige Dusche, ohne von irgendwem gestört zu werden.
Timo hatte seinen freien Tag und da die Temperaturen sehr angenehm für einen Ausflug waren, beschloss man, in die nächste Stadt zu fahren, die Stefanie und Linus beide noch nicht kannten. Sie verbrachten den ganzen Tag dort, sahen sich die Wahrzeichen der Stadt an, besuchten ein Museum, aßen in einem noblen Restaurant, in dem der Koch, ein guter Freund von Timo, sie persönlich bediente, und kauften ein Souvenir für Linus Vater.
Als sie abends wieder nach hause kamen, waren sie alle ziemlich erschöpft. Timo, der am nächsten Tag wieder arbeiten musste, ging früh schlafen und auch Stefanie war müde und ging bald ins Bett. Nur Christina und Linus saßen noch im Wohnzimmer, Linus in Christinas unveröffentlichten Roman lesend und seine Tante auf ihrem Laptop tippend.
Beide schwiegen eine ganze Weile und auch als Christina aufstand, den Laptop zuklappte und in Richtung Badezimmer verschwand, hob ...