"Linus" Kapitel 2
Datum: 07.11.2018,
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An– und Ausgezogen,
... noch einmal um, aber im Haus war alles dunkel und still, dann ging er auf leiser Sohle in das Arbeitszimmer. Er setzte sich in den bequemen Schreibtischstuhl und betätigte die große Taste, die den Computer zum Leben erweckte. Linus erschrak als laut und deutlich ein Signal ertönte, um zu verkünden, dass der Rechner hochgefahren war. Er hielt den Atem an und blickte zur Tür, aber dann wurde ihm klar, dass niemand etwas hätte hören können, da die Schlafzimmer ein Stück den Flur hinab lagen, zumal seine Mutter, seine Tante und ihr Freund unter dem Einfluss des Weines sicher tief und fest schliefen.
Trotzdem zitterten Linus ein wenig die Hände, als er, wie schon gestern mit dem Gefühl etwas Verbotenes zu tun, die Maus ergriff und begann den Computer zu durchsuchen. Innerlich triumphierte er, als tatsächlich unter 'Dokumente' ein Ordner 'Manuskripte' zu finden war. Er klickte drauf und fand dort zwischen den Ordnern wie 'Kinderbücher', 'Kurzgeschichten', 'Romanfragmente', 'Romane' oder sogar 'Kochbücher' tatsächlich einen, der 'Erotik' hieß. Er klickte ihn an und stellte fest, dass in diesem bestimmt fünfzig oder sechzig Textdokumente gespeichert waren. Linus staunte nicht schlecht, denn das war wesentlich mehr, als in den Ordner in seinem Zimmer passte. Die Titel waren ausnahmslos harmlos und ließen nur erahnen, wovon ihre Geschichten handeln konnten. Auch 'Entdeckungen' war dabei. Linus hatte nicht vor, jetzt noch eine der Geschichten zu lesen, aber als er bemerkte, dass ...
... eine der Geschichten tatsächlich den Titel 'Linus im Glück' trug, konnte er es nicht lassen und klickte sie an.
„Ding“, war ein leises Signal zu hören und ein kleines Fenster öffnete sich. 'Kennwort erforderlich', stand dort. Linus Enttäuschung hätte nicht größer sein können. Sie hatte ihre Geschichten Passwort-geschützt! Mit einem Klick auf das kleine 'x' schloss sich das Fenster wieder. Wahllos klickte er auf ein paar der anderen Geschichten, immer mit dem gleichen Ergebnis, dass sich ein Dialogfenster öffnete und nach einem Kennwort fragte. Linus fluchte leise. Zu versuchen, das Kennwort zu erraten, war reine Zeitverschwendung. Es gab nichts, was er tun konnte. Enttäuscht ließ er den Computer herunterfahren, stand auf und machte sich auf dem Weg zu seinem Zimmer. Wenigstens die Geschichten in dem Aktenordner hatte er noch, vielleicht konnte er sie abfotografieren oder in einem unbeobachteten Moment kopieren. Als er in sein Zimmer kam fiel Linus noch etwas anderes ein: Er hatte die Spuren, die er am vergangenen Abend unter dem Schreibtisch hinterlassen hatte, noch gar nicht weggemacht. Das sollte er jetzt am besten direkt tun. Er nahm sich eine Taschentuch aus einer Packung, die auf dem Schreibtisch lag, zog den Stuhl zurück, kniete sich hinunter und sah... nichts.
Eine Welle der Scham überspülte Linus, als ihm klar wurde, was das bedeutete. Jemand hatte seine Spuren aufgewischt, und dieser jemand konnte nur entweder seine Mutter oder seine Tante gewesen sein, denn Timo ...