1. Samstag


    Datum: 19.10.2019, Kategorien: Verschiedene Rassen

    ... ich noch alleine, jetzt hakte sich Silvie bei mir unter und zog mich quer durch die Bar an einen langen Tisch und stellte mich ihren Freunden vor. Und von diesem Zeitpunkt an, war ich in einer vollkommen anderen Welt.
    
    Ich dachte nicht mehr an Anja und Charles. Ich genoß die Herzlichkeit und Leichtigkeit dieser Menschen. Dazu muß ich sagen, daß ich nur etwas französisch spreche, dafür natürlich Englisch und Deutsch. Ich weiß nicht, wie lange ich dort war. Es war mir auch egal. Silvie war schnell beim Du, was mir sehr angenehm war. Natalie und Serge waren bei einem Stoffverlag angestellt, den ich, ihrer Meinung nach, unbedingt kennenlernen sollte. Romain und Daniel hatten einen Bücherladen hier im Viertel, der sich auf antiquarische Bildbände spezialisiert hat. Es wurde ein wunderbarer, chaotischer und heiterer Abend. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel gelacht.
    
    "jetzt mal ehrlich Frank, warum bist du für eine Nacht in Paris?"
    
    Silvie schaute mich an. Sie sah atemberaubend aus, in ihren geflickten Jeans und der sehr speziellen Bluse.
    
    "Ich mußte einfach einmal raus, kannst du das verstehen?" "Bist du eigentlich verheiratet? Ich sehe keinen Ring?"
    
    "Ja. Ich bin verheiratet." Weiter sagte ich nichts mehr.
    
    Sie schaute mich an, fing sie an zu lachen und faßte mich um meine Taille.
    
    "Und manchmal wird es zu eng und zu schwierig. Dann empfindet man nur noch Last, Müdigkeit und Ärger. Sei mir nicht böse, ich bin auch verheiratet und ich glaube, daß ich weiß ...
    ... wie es dir geht. Nicht anders als mir, oder Serge, oder oder oder. Aber jetzt bist du hier und das ist ein guter Anfang für dich, findest du nicht?"
    
    Ich nahm Silvie spontan in den Arm.
    
    "Und wie. Das kannst du garnicht glauben."
    
    "Doch, das glaube ich. Hast du denn wirklich Lust?"
    
    "Lust auf was?"
    
    "Auf eine neue Zeit mit dir und der Welt um dich herum."
    
    "Dann ruf mich an, wenn du wieder Lust hast nach Paris zu kommen. Dann mußt du nicht alleine in einer Bar sitzen und auf einen so glücklichen Zufall wie heute hoffen."
    
    Damit steckte sie mir ihre Telefonnummer in die Tasche.
    
    "Aber du bist doch verheiratet!"
    
    "Dann sind wir ja schon zu zweit." Sie grinste.
    
    "Weißt du Frank. Hier in Frankreich ist das so. Eine Frau in Paris hat einen guten Job, einen Mann, möglichst ein bis zwei Kinder und einen Liebhaber. Und das erste was entsorgt wird, wenn es nicht mehr gut ist, ist der Ehemann."
    
    Sie lachte.
    
    "Mon Cherie, ich mag dich wirklich sehr gerne. Rufst du mich an?"
    
    Ich fühlte den Zettel in meiner Sakkotasche.
    
    "Mit Sicherheit. Vielen Dank für diesen schönen Abend. Und ich mag dich auch sehr gerne."
    
    Als ich wieder im Hotel war, ging es mir einfach nur gut. So einen leichten beschwingten unkomplizierten Abend hatte ich schon lange nicht mehr verbracht. Und Silvie's Telefonnummer hatte ich am nächsten Morgen, als ich beim Frühstück saß, immer noch
    
    in meinem Sakko.
    
    Das erste, was Anja wahrnahm, als sie aufwachte, war der wunderbare Duft nach ...
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