1. Heilerin in Ausbildung


    Datum: 22.10.2019, Kategorien: Sonstige,

    ... finden kann. Dem Wirt gefiel die junge Frau und er lud sie ein, am nächsten Tage wieder bei ihm einzukehren, denn dann hätte er sogar Fleisch im Hause und könnte die wässrige Suppe für sie etwas gehaltvoller machen. Außerdem, und dabei plinkerte er mit den Augen, sei sie so eine nette Person und er hier draußen doch oft sehr einsam.
    
    Brid lachte und versprach, wieder bei dem Wirtsmann einzukehren, zog aber für's erste weiter, denn es gab noch viel zu tun.
    
    Am frühen Abend kam sie an den Rand des Waldes, der sich nun dunkel und geheimnisvoll vor ihr erhob und sie einzuladen schien auf eine bedrohliche Art. Brid pflückte die ihr bekannten Kräuter am Saum des Waldes, wie sie es schon so oft zur Zufriedenheit ihrer Tante getan hatte, um dann, die Sonne senkte sich schon langsam, in das dichte Unterholz zu steigen. Als sie an einen kleinen Bachlauf kam, fand sie auch dort im Moos besagtes Kraut und machte sich dann daran, dem Bachlauf folgend, tiefer in das Holz vorzudringen. Die Sonne stand tief in ihrem Rücken und ihr länger werdender Schatten kletterte Brid voraus. Die Kühle des Waldes umfing sie wie mit Spinnenfingern und sie raffte das Cape etwas enger um ihre schmalen Schultern. Eine leise Beklemmung stieg in ihr auf und doch verlor sie nicht den Mut, sondern summte eine leise Melodie vor sich hin, bis ihr auffiel, dass es das Lied des Wirtsmannes war, das sie summte. Ärgerlich hörte sie auf und plötzlich war es still um sie herum, selbst das Plätschern des Baches ...
    ... schien verstummt.
    
    Brid blieb stehen. Wie war sie denn nun vom Bach fortgekommen? Sie hatte eigentlich die Hoffnung gehabt, am Bachlaufe entlang später wieder den Weg aus dem Wald zu finden. Nun musste sie es anders schaffen. Die Sonnenstrahlen umspielten ihren Rücken mit plötzlicher Intensität und ein Strahl teilte sich, so schien es, am Faden eines Spinnennetzes. Der geteilte Strahl traf am Boden auf ein weißes, längliches Gebilde, das, vom plötzlichen Licht getroffen, zu zucken schien. War das der Orcuswurz?
    
    Brid kniete sich hin und grub das längliche Gewächs etwas frei. Tatsächlich wuchs es aus dem Boden und die junge Frau hatte das Gefühl, es sei das richtige. Sie hatte gelernt, dass eine Heilerin immer auf ihre Gefühle zu hören hatte und so umfasste sie die dicke fleischige Wurzel, die an ihrer Spitze in einer breiten, oben abgeflachten, pilzartigen Knolle endete. Ein Zittern schien durch den Waldboden zu gehen, als Brid das Ding fester umfasste und leicht daran zog. Es lag gut in der Hand das Ding und Brid gefiel es, damit einen Moment zu spielen, es mit dem Druck ihrer Hand zu massieren. Auf der Oberfläche des Gewächses bildete sich ein zäher, schleimiger Film, der die junge Frau jedoch nicht abhielt. Jetzt musste sie sich aber beeilen, denn die Dunkelheit kroch um sie herum aus dem dichten Unterholz. Ohne sich lang zu versehen, zog sie ihr Messer hervor und schnitt das Wurzelwerk zügig ab, schlug es in ein Baumwolltuch ein und zuckend verschwand es in ihrem ...