Geflüchtet
Datum: 10.11.2018,
Kategorien:
Reif
... bräuchte!
So musste ich mir etwas einfallen lassen.
Ich griff zu meinem Handy und rief Tim an, meinen Ehemann.
„Ich würde gerne eine alte Freundin besuchen. Sie wohnt in Hamburg. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Hast du etwas dagegen?“
Mein Herz klopfte mir bis zum Halse.
„Natürlich darfst du deine Freundin besuchen. Warum hast du mir bisher nicht von ihr erzählt?“ Tim klang ganz normal, nur ein wenig überrascht.
Ich musste ihm von Ulrike erzählen und er bat mich, sofern ein Mann in der Nähe war, mich ihm anzubieten. Ich lachte laut los, vor Erleichterung und stimmte dann fröhlich zu.
Wir machten ab, dass ich gegen zwanzig Uhr zurück sein würde.
Die Musik im Auto ließ ich an und ich sang sogar laut und schief mit. Meine Laune war bestens. Bald würde ich frei sein...
Ich fuhr nicht zum Hauptbahnhof, sondern zu einem U-Bahnhof, wo ich das Auto dann stehen ließ. Ich nahm die U-Bahn.
Es waren nur fünf Stationen, zu meinem Ziel und dort suchte ich sofort die Schließfächer auf. Ich hatte noch zwei Stunden Zeit.
Ich fand eine dicke Reisetasche vor und schaute hinein: Kleidung, Make-Up, eine Perücke. Auf ins Bahnhofs-Klo.
In der engen Kabine der Toilette zog ich mich um. Man hatte sogar an Schuhe gedacht.
Sogar Bräunungscreme benutzte ich.
Mit der Perücke auf dem Kopf, verließ ich dann die Kabine und stellte mich vor einen Spiegel. Das erste Mal, in meinem Leben, klebte ich mir lange Wimpern auf. Ich schminkte mich sehr stark und sah ...
... am Ende umwerfend aus!
In einem schicken Kleid, mit viel Schmuck behangen, meinen neuen, langen Haaren und den Farben in meinem Gesicht, sah ich aus, wie eine reiche Frau. Ich hängte mir eine schicke Handtasche über die Schulter und war reisefertig.
Ich ging nicht direkt zum Gleis, wo mein Zug abfahren würde, sondern schlenderte durch die Wandelhalle.
Man hatte mir auch Geld beigelegt und so kaufte ich ein wenig ein. Eine Sonnenbrille hatte es mir angetan und ein Lotto-Laden bot mir Lesestoff für Unterwegs an.
Dann knurrte mein Magen und ich holte mir etwas zu Essen, welches ich im Stehen verzehrte. Es ging mir gut, denn ich war fast frei.
Erst kurz vor Abfahrt meines Zuges, betrat ich das Gleis. Ich hatte ein Erste-Klasse-Ticket und somit meine Ruhe im Wagon. Ich war die einzige Person, in diesem Abteil und genoss die Ruhe.
Als der Zug endlich abfuhr, kramte ich meine neuen Papiere hervor und studierte diese.
Mein neuer Name musste gelernt werden. Ich musste lügen üben.
Nach gut einer viertel Stunde kam ein Schaffner und kontrollierte mein Ticket. Er nickte mir freundlich zu. Dann war ich wieder alleine.
Ich ließ meinen Gedanken freien Lauf. Was würde mich wohl erwarten? Welches war mein Endziel? Wie lange würde meine Reise dauern?
Normalerweise hasste ich die Ungewissheit, aber an diesem Tag, liebte ich sie, denn sie ließ Raum, für Fantasie...
Meine Gedanken malten sich ein Paradies aus, mit netten Männern, die es drauf hatten, eine Frau zu ...