1. SUMMER OF EIGHTY ONE


    Datum: 08.11.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... dem Standpunkt, Mädchen müssen nicht nur ihrer Bildung alles unterordnen, sondern auch alles für ihr Äußeres tun. Unsere Kim ist mit der natürlichen Schönheit ihrer Mutter gesegnet. (Gott sei Dank ist sie eher nach Yin nachgeraten) Aber unter gar keinen Umständen durfte man sich selber verunstalten und verstümmeln. Kim wurde von ihrer Mutter derart der Kopf gewaschen, dass sie an Dingen wie Tattoo, Piercings durch Wangen, Lippen, Nippel und Futlappen, Brandings und was es sonst noch so alles gibt, um seinen Körper zu verpfuschen, nicht einmal mehr zu denken wagte.
    
    Trotz ihrer üblen Beschimpfungen war ich froh. Kim hätte das gebracht, ihren Körper zu verunstalten, nur um mich zu bestrafen. Sie hatte keinerlei Respekt vor mir und vor ihrer Mutter einen Riesenschiss. Wenn es hilft, warum nicht.
    
    Darum blieb ich auch ruhig, als sie von einem Italienurlaub mit einem Tattoo, vom linken Unterarm bis in ihr Gesicht heimkam. Sie wollte mich damit provozieren. Eigentlich war ich enttäuscht, dass sie ihren Vater für dämlich und debil hielt. Natürlich war das ein Henna Tattoo, welches nach ein paar Wochen wieder verschwand.
    
    Aber kurz nach ihrem 18. Geburtstag schoss sie doch noch einmal den Vogel ab. Sie kam ungewöhnlich früh nach Hause. Im Schlepptau hatte sie Günther. Tiefschwarzes Haar, Botox-geglättetes Gesicht, Solarium gebräunte Haut und einem strahlend weißem Gebiss. Dafür hatte Günther seinem Zahnarzt mindestens so viel überweisen müssen wie seinem Autohändler. Er brachte ...
    ... meine Tochter mit eine coolen Porsche ohne Dach heim. Günther war eigendefinierter Self-Made Millionär, Anlagenberater, gefühlte 65 und litt unter schwerster Midlife-Crisis.
    
    Gänzlich ohne Empathie für die Situation bleckte er mich mit seinen falschen Zahnreihen an und überreichte seine Visitenkarte. Falls ich mein Geld gut veranlagen möchte. Dann zog Kim ihn in ihr Zimmer. Gott sei Dank hatte ich keinen Baseballschläger im Haus, für Gebiss und Porsche hätte das schlecht ausgehen können. Kims Geschrei und Gestöhne daraufhin war ganz klar überspielt. Sie wollte ganz sicher gehen, dass ich sie gut hören konnte. Das tat ich und litt wie ein Hund.
    
    Eine Woche später erhielt ich einen Telefonanruf von Günther. Zuerst stammelte er etwas von einer Anlageoption, dann wollte er die Telefonnummer meiner Tochter. Für die beiden wäre es die große Liebe, er müsse unbedingt mit ihr reden. Ein Mini Austin stünde schon für sie bereit, sobald sie die Lenkerberechtigung hätte. Unfassbar, Günther war ein echter Limbo-Typ. So tief konnte das Niveau gar nicht sinkt, er kam immer noch locker darunter. Kennmerkmale des Berufs "Finanzberater": Empathie und Mitgefühl ausschalten, Rücksichtslosigkeit und Egozentrik einschalten.
    
    Etwa zwei Monate später kam sie ebenfalls unüblich früh nach Hause. Ziemlich betrunken. Das war ich dieses Mal auch. Ich hatte die zweiten Flasche Pauillac 1er Grand Cru Classé in Arbeit. Kim bemerkte meine traurigen Augen, kam zu mir und wollte auch ein Glas. Das bekam ...
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