Die Nachbarin 02
Datum: 27.11.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
... femininen Stolz.
"Was? Unglaublich, dass du immer nur daran denken kannst! Kannst du dich nicht zügeln? Wir sind schließlich in einem Theater und sollten uns daher wie kultivierte Leute benehmen!"
Habe ich das nicht schon gehört? Immer das Gleiche. Anfangs verhält sie sich immer unantastbar. Es ist mir allerdings nicht entgangen, dass sie meine Blicke bemerkt hat. Sie hat dabei ein hauchfeines, zufriedenes Lächeln gezeigt -- so viel konnte ich erkennen. Der schon erwähnte Kampf: Was könnte ich tun, damit es nicht ständig zu diesen kleinen Gefechten kommt? Ich muss zugeben, sie sind interessant, der Wert der Frau steigt, wenn man um sie kämpfen muss. Doch bin ich es manchmal leid, immer dieselben verbalen Geplänkel auszutragen.
„Ich dachte, du solltest alles tun, damit es ein schöner Abend wird", lächle ich sie an. „Na gut, es gibt hier genug andere hübsche Theaterbesucherinnen."
Ich schaue mich um. Wie hat es mir vor vielen Jahren ein mit Frauen sehr erfahrener Bekannter gesagt? Egal in welchem Land, egal in welchem Alter, die interessantesten Frauen trifft man dort, wo Kultur zu Hause ist. In Museen, Ausstellungen, bei klassischen Konzerten, in Theatern und Opern. Wie recht er hat. Kluge Gesichter, verträumte Augen, schicke Kleider, Beine in sexy Strümpfen. Ich zähle, wie viele ich auf Anhieb zu einem Wein einladen würde. Bei 15 werde ich durch Janas Räuspern unterbrochen. Ein hochtoniges, eifersüchtiges Räuspern.
„Kaum hast du deinen Nistkasten verlassen, ...
... gehst du schon auf die Jagd nach neuen Leghennen?", fragt sie spitz.
„Ich habe mich nur umgeschaut", antworte ich trocken.
„Verstehe", reagiert sie beleidigt.
„Ich müsste ja nicht woanders hinschauen, wenn die Leghenne, die ich mithabe, nicht nur herumgackern würde, sondern auch mal..."
Eigentlich will ich nur eine Kunstpause halten, doch ein sanfter Gong signalisiert die Fortsetzung. Wir gehen wieder in den Zuschauerraum, mein Satz bleibt unbeendet. Doch Jana versteht auch so.
Sie ist beleidigt und sagt kein Wort mehr. Auch nicht während der Fahrt nach Hause. Was ist los? Ist sie wütend? Nein, weil sie dann ohne Unterbrechung reden und mich mit ihrer bloßen Scharfzüngigkeit ungespitzt in den Boden stampfen würde. Sie ist in einer anderen Gemütsverfassung. Ist sie verletzt? Ich blicke sie kurz an, soweit es das Fahren zulässt. Ja, das könnte es sein. Aber warum? War ich etwa zu rau? Es sind nur noch wenige Kilometer bis nach Hause und langsam bekomme ich Gewissensbisse. Ob ich etwas sagen sollte?
Doch kommt sie mir zuvor, stellt das Radio leiser und spricht schmollend, ohne mich anzusehen: „Natürlich habe ich Lust. Du könntest mich ja zum Beispiel mal besuchen."
Als ich sie daraufhin anblicke, schaut sie nur durch das Beifahrerfenster auf den letzten Lichtfleck der Dämmerung.
Ich achte wieder auf die Straße, sie fügt hinzu: „Ich habe zwei Tage die Woche frei. Vormittags würde ich bestimmt..."
Sie blickt mich an und befeuchtet ihre Lippen.
„... ...