1. Auf der guten Seite der Grenze


    Datum: 30.11.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ... Dann trat sie vor den Kleiderschrank. Glücklicherweise nahm sie immer zu viel mit, wenn sie wegfuhr, egal wohin. So bot sich ihr noch eine hinreichende Auswahl.
    
    Sie entschied sich für schwarze Unterwäsche mit dem trägerlosen BH und für das bordeauxrote Sommerkleid. Für die Jahreszeit war es noch ein wenig zu leicht, knapp knielang und mit U-Boot-Ausschnitt. Doch sie mochte, wie es sich an ihren Leib schmiegte und den Schwung der Hüften aufnahm. Dazu die schwarzen Voltan-Pumps, und Alex würde...
    
    Sie erstarrte, den zweiten Fuß noch nicht ganz im Schuh. Was machte sie hier eigentlich? Wieso zog sie diesen Fummel an, wenn sie gleich ins Bett wollte?
    
    „Oh Mann!", stöhnte sie und ließ die Schultern sacken. „Das gibt´s doch gar nicht!"
    
    Eine der Schranktüren bestand aus einer durchgehenden Spiegelfläche. Sie konfrontierte sich mit ihrem Bild. Eine attraktive junge Frau südländischen Typs glotzte ihr entgegen, bereit für alles, was die Nacht noch bieten mochte. Die nackten Schultern schimmerten sanft im Licht der Wandlampe.
    
    Ein Zucken stahl sich in die Mundwinkel. Daraus entstand ein Grinsen. Schließlich lachte sie laut heraus. Nicht zu fassen! Anscheinend hatte sie schon entschieden, noch mit Alex auszugehen, bevor es ihr überhaupt bewusst wurde.
    
    „Na schön, du Flittchen", murrte sie ihr Spiegelbild an. „Wenn du dich schon so herausgeputzt hast, dann können wir doch gleich mal sehen, ob wir auch Gesellschaft bekommen."
    
    Mit dem Gefühl betörenden Leichtsinns griff ...
    ... sie zum Telefon und wählte die Zwölf, die Nummer von Alex´ Zimmer. Es tutete, mehrfach, doch niemand nahm ab. Nach dem zehnten oder zwölften Signalton legte sie auf, die Stirn gerunzelt. Wo war er? Vor weniger als einer Stunde, nach der Rückkehr aus dem Dorf, hatte er sich artig von ihr verabschiedet und ihr eine gute Nacht gewünscht. Schlief er? Doch nein, das Telefon konnte man kaum überhören. War er auch noch losgezogen? Ohne sie? Oder vielleicht joggen gegangen? Jetzt, mitten in der Nacht?
    
    Die Leichtigkeit entwich aus ihr wie aus einem lecken Ballon, sie seufzte müde. Bei dem Gedanken, jetzt das Kleid auszuziehen und ins Bett zu gehen, da schrie alles in ihr auf vor Enttäuschung. Dabei war es doch genau das, zu dem sie sich entschieden hatte, oder? Was sie Alex verkündet hatte. Was richtig war, vernünftig, klug. Und was nun ein Brennen in ihre Augenwinkel trieb. Der Kloß in ihrer Kehle schwoll schnell zu Orangengröße und...
    
    Es klopfte.
    
    Sie fuhr herum, mit jagendem Puls. Die Hand auf der Klinke verharrte sie einen Moment. Dann riss sie die Tür auf.
    
    Alex, natürlich. Seine Haare schimmerten noch feucht von der Dusche, und auch er hatte sich frisch angezogen. Diesmal nicht die ewige Jeans-weißes-Hemd-Kombination, sondern eine weiße Leinenhose und ein Hemd in Rot- und Grautönen, auf dem Ethnomuster mit vagen Aborigine-Assoziationen prangten. Damit sah er wild aus. Wild und verteufelt attraktiv.
    
    Sein ernstes Gesicht leuchtete auf, als er sie in dem Kleid erblickte. ...
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